Synoptische Übersicht Mittelfrist

Synoptische Übersicht Mittelfrist
ausgegeben am Sonntag, den 15.09.2024 um 10.30 UTC Zunehmend ruhiges und freundliches, anfangs aber windiges, im Bergland auch stürmisches Wetter, mäßig warm bis warm.
----------------------------------------------------------

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 22.09.2024 Der mittelfristige Zeitraum ist durch eine sogenannte High over Low Verteilung geprägt, die im Verlauf durch die Verlagerung des hochreichenden Tiefs nach Südwesteuropa in Schieflage gerät. Deutschland liegt dabei insgesamt zwischen den Stühlen. Zum Start in den mittelfristigen Zeitraum am Mittwoch hat es sich der Schwerpunkt des hohen Geopotentials über der nördlichen Nordsee gemütlich gemacht. Der Schwerpunkt des korrelierenden Hochdruckgebiets am Boden ist gleichzeitig über Südnorwegen und Südschwenden zu verzeichnen. Insgesamt wird bodennah von den Britischen Inseln bis nach Nordwestrussland eine großräumige Hochdruckzone aufgespannt. Den Gegenpart liefert die Zone von tiefem Geopotential von der Iberischen Halbinsel bis zum Schwarzen Meer, in die Drehzentren bei Korsika und über Moldau eingebettet sind. Bodennah stützt das tiefe Geopotential Tiefs bei Portugal und Sardinien sowie über dem Schwarzen Meer. Zwischen den kräftigen, gegensätzlichen Drucksystemen kann sich eine östliche Grundströmung ausbilden, mit der zunächst noch aus dem östlichen Mittelmeerraum stammende und herumgeholte, recht feuchte Luft Deutschland erreicht. Nach den aktuellen Berechnungen könnte auch noch ein kleiner Kaltlufttropfen ins Spiel kommen und Deutschland in der Nacht von Polen und Tschechien erreichen. Zudem ist vor allem im Norden und Osten eine leicht labil geschichtete Troposphäre zu verzeichnen. Insgesamt sind die Hebungsimpulse jedoch schwach ausgeprägt. Dennoch sind bevorzugt von Bayern bis zur Oder und Neiße kurze Schauer bzw. etwas Regen nicht auszuschließen. Die Temperaturen in 850 hPa liegen über den Tag hinweg bei rund 9 bis 11 Grad. Am Donnerstag bleibt das Grundmuster mit der High over Low Verteilung bestehen. Allenfalls die Schwerpunkte der Druckgebilde verlagern sich etwas. Demnach sind die Höhenhochs über der nördlichen Nordsee und der nördlichen Ostsee zu finden und die Drehzentren in der Höhe über Italien, Spanien und Südwestrussland. Bodennah korrelieren diese mit einem Tiefdruckkomplex über der Iberischen Halbinsel sowie mit Tiefs über Italien und dem östlichen schwarzen Meer. Die Hochdruckzone reicht nun von Island bis nach Weißrussland und Westrussland. Resultierend dreht hierzulande die Strömung leicht in Richtung Südost. Von Interesse ist zudem der Kaltlufttropfen, der in der Höhe nun ein kleines Höhentief ausweist und nach IFS langsam vom Erzgebirge bis nach Luxemburg wandern soll. Einhergehend labilisiert die Atmosphäre vor allem in der Nordhälfte. Neben guter, bodennaher Scherung ist auch etwas Cape bis 700 J/kg zu erkennen. In der Folge sind somit von Tschechien bis nach Rheinland-Pfalz und NRW sowie dem südlichen Emsland einzelne Schauer, lokal auch kurze Gewitter möglich. Gleichermaßen könnte eine kleines Bodentief im Bodenseegebiet rund um das Allgäu für kurze Schauer ausreichend Hebung induzieren. Die Temperaturen in 850 hPa bewegen sich dabei landesweit um 9 Grad. Am Freitag wandert das kleine Höhentief von Luxemburg unter Verstärkung bis zur Bretagne und drückt das hohe Geopotential über Nordwesteuropa nordwärts. Gleichzeitig schwächeln aber die kleinen Höhentiefs über Südosteuropa, sodass sich die Zone hohem Geopotential bis nach Rumänien und der Ukraine ausdehnen kann. Die High over Low Verteilung gerät somit in Schieflage. Bodennah wirbelt demnach weiter der Tiefdruckkomplex über der Iberischen Halbinsel, während die Tiefs über Italien und der Türkei deutlich an Kraft verlieren. Das Hochdruckgebiet kann entsprechend, ausgehend vom Scherpunkt über dem Nordostatlantik bis zum Schwarzen Meer vorstoßen. Hierzulande ist resultierend eine hochrechend, leicht zyklonal geprägte Südostströmung zu verzeichnen. Ohne das Höhentief fehlt es aber nun an ausreichend Hebung, sodass die Niederschlagsneigung kaum noch vorhanden ist. Allenfalls im Südschwarzwald, dem Allgäu und dem östlichen Mittelmeerraum könnte die Hebung bei weiter leicht labiler Schichtung und mit orografischer Hilfe noch für einen kurzen Schauer ausreichen. Die Temperaturen liegen in 850 hPa dabei zwischen 9 und 13 Grad. Am Samstag kann sich das Höhentief bei der Bretagne weiter aufplustern und an Irland vorbei nordwestwest steuern, um schließlich wieder Kontakt zu Höhenströmung aufzunehmen. Gleichzeitig bildet sich vom Balkanraum bis zum Schwarzen Meer ein Höhentiefkomplex aus. Dazwischen kann sich ein Rücken stärken und eine Verbindung zum Höhenhoch über der Ostsee aufbauen. Bodennah sind über weiten Teilen Europa nachfolgend schwache Luftdruckgegensätze zu verzeichnen, wobei über Westfrankreich und der Iberischen Halbinsel sowie der Türkei tiefer Luftdruck dominiert. Deutschland profiziert dagegen zunehmend von der Hochdruckzone, die sich von Island bis nach Osteuropa erstreckt. Allenfalls im Südwesten und Westen ist der Tiefdruckeinfluss durch ein Randtief, welches von Ostfrankreich über Benelux zur Nordsee steuert, groß genug, sodass genügend Hebung für kurze Schauer bzw. etwas Regen bereitsteht. Die Temperatur in 850 hPa kann noch etwas ansteigen und nun zwischen 10 und 14 Grad pendeln. Am Sonntag ist die Umstellung der Wetterlage beim IFS schließlich vollzogen. Aus High over Low wurde Trog Westeuropa mit Höhenhoch über Polen sowie einem Höhentiefkomplex über Südosteuropa. Deutschland wird dabei überwiegend vom Rücken dominiert, welcher jedoch über dem Westen schon zyklonale Anteile aufweist. Bei weiter schwachen, bodennahen Luftdruckgegensätzen kann von Süden vor allem in den Süden und Westen etwas mildere und feuchtere Luft einsickern. Die stärksten Hebungsimpulse liegen aber noch weit westlich über Westfrankreich. Dennoch stehen im Südwesten und Westen sowie an den Alpen bevorzugt mit orografischer Unterstützung leichte, schauerartige Regenfälle auf der Agenda. Die Temperaturen in 850 hPa bewegen sich von Nordost nach Südwest zwischen 7 und 13 Grad. Der Wind weht über alle Tage hinweg mäßig, teils frisch und stark böig mit regional einzelnen Windböen. Vor allem am Mittwoch und Donnerstag sind in den Hochlagen der südwestdeutschen Mittelgebirge, im Verlauf auch der Alpen auch einzelne stürmische Böen oder Sturmböen möglich.
----------------------------------------------------------

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die großsklaigen Geopotential- und Luftdruckverteilungen werden vom IFS werden im mittelfristigen Zeitraum bis Sonntag recht konsistent gezeigt. Zunächst stellt sich laufübergreifend eine sogenannte High over Low Struktur ein. Im Verlauf verlagert sich die Tiefdruckzone nach Südwesteuropa und der hohe Luftdruck nach Nord- und Osteuropa. Frontale Prozesse sind dabei hierzulande bis auf weiteren nicht zu verzeichnet. Dennoch können geringe Hebungsimpulse aus der Höhe bis Freitag regional etwas Regen produzieren. Abweichungen über dem Mittelfrist
igen Zeitraum hinweg gibt es bei der räumliche Einordnung der kleinräumige Höhentiefs sowie des Schwerpunktes des Hochs. In den vergangenen IFS-Läufen gab es eine leichte Verschiebungstendenz des Musters in südwestliche Richtung, sodass der hohe Luftdruck etwas stärkeren Einfluss bekam. Resultierend wurde die Niederschlagsneigung weiter abnehmend simuliert.
----------------------------------------------------------

Vergleich mit anderen globalen Modellen Auch andere Globalmodelle zeigen eine zum IFS vergleichbare Geopotential- und Luftdruckverteilung mit dem Wechsel von High over Low zu Trog Westeuropa. Analog zur Konsistenz innerhalb des IFS sind au im Modellvergleich die größten Abweichungen bei der räumlichen Einordnung sowie teils auch der Anzahl der Höhentiefs zu verzeichnen. Vor allem ab Freitag nehmen die genannten Unterschiede in der Höhe zu. Dabei tendiert das UK10 hierzulande deutlich zu stärkeren zyklonalen Bedingungen, während das ICON das IFS stützt. Das GFS ist etwa zwischen der Kombi IFS/ICON und UK10 anzusiedeln. Zudem weisen alle betrachteten Modelle das kleinräumige Höhentief auf, welches am Donnerstag von Tschechien nach Benelux wandert. Allerdings wird die Zugbahn leicht abweichend simuliert, sodass auch die potentiell auftretenden, konvektiven Niederschläge etwas räumlich verschieden abgebildet werden. Bodennah sind im Vergleich zur Höhe kaum nennenswerte Abweichungen zu erkennen. Insgesamt sollte di Niederschlagsneigung bei GFS und UK10 in der Südwesthälfte Deutschland größer als beim IFS und ICON sein.
----------------------------------------------------------

Bewertung der Ensemblevorhersagen Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bei einem recht geringen Spread der Temperatur in 850 hPa und des Geopotentials in 500 hPa bis Sonntag eine hohe Vorhersagegüte. Allenfalls im Norden wird der EPS-Raum bei der Temperatur ab Freitag signifikant gespreizt. Der Spread steigt dabei von rund 5 Grad auf fast 10 Grad am Samstag. Beim Geopotential ist im Norden dagegen eine stetige Zunahme der Unsicherheit zu verzeichnen. In den restlichen Gebieten ist nur auffällig, dass der Hauptlauf ab Samstag im oberen Temperaturbereich des EPS und somit deutlich über dem Bereich der höchsten Auftrittswahrscheinlichkeit liegt. Etwas weniger deutlich ist dies auch beim Geopotential zu beobachten, wo der Hauptlauf höheres Geopotential als die Mehrzahl der EPS-Member bevorzugt. Bei der Einordnung der Geopotential- und Luftdruckstrukturen in Grundmuster werden im Zeitraum von +72 bis +96h fünf Lösungen benötigt, um alle Unsicherheiten ausreichen zu beschreiben. Alle Cluster werden aber dem Schema eines Blockings zugeschrieben und weisen untereinander nur geringe Abweichungen auf. Insgesamt ist allenfalls die genaue räumliche Ausprägung samt kurzwelliger Anteile des tiefen Geopotentials über Süd- und Südosteuropa sowie der Kurzwellentrog über dem Atlantik leicht abweichend simuliert. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich im dritten Cluster, wobei die erste der Lösungen nahezu gleichviele Member (13, 12, 11) aufweisen. Im Zeitraum von +120 bis 168h reicht ein Cluster aus, um alle potentiellen Unsicherheiten zu erklären. Diese Lösung wird dabei weiter dem Schema Blocking zugeordnet. In der erweiterten Mittelfrist
im Zeitraum von +192 bis 240h werden wieder vier Muster nötig, um alle Unterschiede aufzuzeigen. Dabei starten alle Cluster im Schema Blocking. Die erste Lösung wechselt im Verlauf zum Schema einer neg. NAO und Cluster 2 zum atlantischen Rücken. Cluster 3 hat zwischenzeitlich auch den atlantischen Rücken im Programm, springt aber zurück zum Blocking. Das vierte Cluster verbleibt schließlich komplett beim Blocking. Haupt- und Kontrolllauf sind dem zweiten Cluster zugeordnet. Vor allem Cluster 3 und 4 zeigen demnach ähnliche Bedingungen, haben aber zusammen weniger Unterstützer als die erste Lösung. Während die erste Lösung eher mildere Witterungsbedingungen zeigt, hat das zweite Cluster zunehmend kalte Bedingungen im Programm.
----------------------------------------------------------

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Der EFI zeigt von Mittwoch bis Freitag in der Südhälfte zum Modellklima leicht überdurchschnittliche Windgeschwindigkeiten. Diese werden von der Probabilistik jedoch nur in den Hochlagen der Berg mit Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 80% für stürmische Böen oder Sturmböen gestützt. Im Tiefland werden allenfalls regional 5 bis 50% für Windspitzen bis 60 km/h (Bft 7).
----------------------------------------------------------

Basis für Mittelfrist
vorhersage IFS-/ICON-EPS, det. IFS/ICON, für TT auch MosMix
----------------------------------------------------------

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel