Synoptische Übersicht Mittelfrist

Synoptische Übersicht Mittelfrist
ausgegeben am Samstag, den 20.04.2024 um 10.30 UTC Zunächst noch kühle Troglage. Im Wochenverlauf Umstellung auf Süd zyklonal mit deutlicher Milderung, aber auch der Frage nach der Nachhaltigkeit.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 27.04.2024 Der kühle Witterungsabschnitt mit für die Jahreszeit unterdurchschnittlichen Temperaturen findet in der ab Dienstag beginnenden Mittelfrist
zunächst zwar noch eine Fortsetzung, es bahnt sich aber ebenso eine deutlicher Temperaturanstieg zum Ende der Mittelfrist
hin an. Statt T850 hPa von -3 bis -6 Grad sind dann am übernächsten Wochenende pltözlich wieder 6 bis 13 Grad möglich. Feuer frei für den Frühling? Als wie nachhaltig sich das Ganze erweist, muss sich aber erst noch zeigen. Bevor es soweit ist, liegt am kommenden Dienstag erst einmal ein Trog über uns, der mehrere Drehzentren aufweist und der sich vom Nordmeer über Mitteleuropa bis zum zentralen Mittelmeer erstreckt (klassische Großwetterlage TrM). Damit wird an der Südwestflanke eines Tiefdruckkomplexes über Skandinavien mit nördlicher Strömung maritime Kaltluft polaren Ursprungs zu uns geleitet mit T850 hPa von -3 bis -6 Grad. Insgesamt überwiegt dabei der zyklonale Charakter, da neben dem Skandinavientief (PVA im Norden) auch ein Tief über dem zentralen Mittelmeer für Hebungsimpulse (PVA und WLA im Süden) bei uns sorgt. Am Mittwoch ändert sich an der Großwetterlage für uns nichts Entscheidendes. Weiterhin ist der Trog aktiv (TrM), wobei die inbegriffenen Drehzentren munter um sich selbst kreisen. Der Tiefdruckeinfluss hält ebenfalls an, östlich des Alpenhauptkamms zieht das Mittelmeertief als Neuentwicklung nach Norden über Polen hinweg. Um dieses Tief herum werden feuchte Luftmassen zu uns geschleust, während die T850 hPa stagnieren. Am Donnerstag verliert TrM seine Struktur, weil der südliche Teil über den Balkan abzieht, während sich über der Nordsee ein Höhentief mit einem Dipol ausbildet. Das führt zu einer Bodenzyklogenese dort, auf der anderen Seite zieht das Polentief bereits nach Skandinavien weiter. Das Nordseetief sorgt für ein Rückdrehen der Strömung auf Südwest, mit der feuchte, aber auch etwas mildere Atlantikluft mit T850 hPa von -3 bis 1 Grad einsickert. Am Freitag wandert westlich von Island ein Höhentief gen Süden Richtung Biskaya, was entscheidenden Anteil an der Umstellung der Wetterlage bei uns hat. Es nimmt Verbindung auf zum nordwestlichen Dipol über der Nordsee und zieht dieses nach Schottland. Der zweite Dipol schwenkt Richtung Südskandinavien und es baut sich eine Tiefdruckzone mit Kernen südwestlich der Britischen Inseln, der Nordsee und Skandinavien auf, die für Deutschland eine südwestliche Strömung hinterlässt. Die T850 hPa steigen folglich auf -1 bis 6 Grad. Ganz störungsfrei scheint das Wetter aber nicht zu werden, da trotz vor allem nach Südosten hin steigendem Druck weiterhin noch feuchte Luft zu uns gelangt. Am Samstag geht der Umbau der Wetterlage weiter. Das Höhentief über Schottland zieht retrograd auf den Atlantik hinaus, währenddessen kreist das Höhentief über der Biskaya. Am Boden übernimmt ein Tief über der Biskaya die Regie, die Großwetterlage Süd zyklonal (Sz) ist damit eingestielt. Die Strömung dreht dadurch bei uns noch etwas rück, sodass die Zufuhr noch milderer Luftmassen eingeleitet wird. Die T850 hPa erreichen dann schon 1 bis 8 Grad, die Luftmasse bleibt aber eher feucht. In der erweiterten Mittelfrist
ab Sonntag hält die Großwetterlage Sz an, die zu einem weiteren Temperaturanstieg auf T850 hPa von 5 bis 13 Grad führt. Über dem Westen könnte aber bald die Kaltfront des Biskayatiefs ankommen, weil sich der Trog/Tiefkomplex von dort langsam Richtung Britische Inseln verlagert. Am Montag könnte die sehr milde Luft mit der Kaltfront alsbald schon wieder ausgeräumt werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die Konsistenz des aktuellen 0 UTC-Laufs des EZMW zu seinen beiden gestrigen Vorläufen ist insgesamt als hoch einzustufen. Unschärfen zeigen sich zwar insbesondere bei den Drehzentren/Höhentiefs, diese ändern die Großwetterlage bzw. die Umstellung aber nicht wesentlich. Der Milderung unter leichtem zyklonalen Einfluss ist also recht sicher. In der erweiterten Mittelfrist
ab Sonntag greift im neuesten Lauf bereits eine Kaltfront auf den Westen Deutschlands über, in den Vorläufen sollte sie deutlich weiter westlich liegen. Folglich nimmt die Konsistenz ab, zudem wird die Frage nach der Nachhaltigkeit der Milderung aufgeworfen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen ICON, Graph Cast ML, AIFS, NAVGEM und JMA gehen den EZMW-Weg in leichter Abwandlung (beispielsweise längeres Durchhalten eines Höhentiefs über Polen beim ICON) größtenteils mit. Beim GFS gibt es das Höhentief über der Nordsee bis in die erweiterte Mittelfrist
hinein, wodurch es kühler bleiben würde und der Tiefdruckeinfluss noch geringfügig stärker wäre. GEM sieht es ähnlich. Beim UK10 verharrt der Trog sogar bis Samstag nächster Woche über Deutschland, womit es anhaltend kühl und unbeständig bleiben würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen RAUCHFAHNEN: Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles bestätigen für diverse deutsche Städte obiges Szenario vom Hauptlauf durch eine enge Bündelung bis mindestens Donnerstag. Danach öffnen sich die Kurven, dabei läuft der Hauptlauf in T850 hPa jeweils an den oberen Rand der Streuung. Der Temperaturanstieg wird ebenfalls bestätigt, am Montag übernächster Woche gibt es wieder einen Abfall. Dies zeigt sich insbesondere in den westlichen Städten und markiert den möglichen Kaltfrontdurchgang. Die Nachhaltigkeit der Erwärmung steht damit auf wackeligen Füßen. Niederschlagssignale gibt es jeden Tag in unterschiedlicher Ausprägung, zum Teil deuten sich aber auch längere trockene Phasen an. CLUSTER: Im zweiten Zeitschritt (Mittwoch bis Freitag) werden 5 Cluster aufgemacht, die alle in NAO negativ enden. C1 bis C3 und C5 zeigen im Wesentlichen das Muster des Hauptlaufs (dieser ist in C1). C4 mit 8 Mitgliedern bastelt dagegen weiter am Trog Mitteleuropa mit 3 oder 4 Drehzentren. Dabei würde das Tief, das über Polen nach Skandinavien zieht, kräftiger ausfallen mit größerem Einfluss auf unser Wetter. Im dritten Zeitschritt (Samstag bis Montag nächste/übernächste Woche) werden 4 Cluster benötigt, wobei am Ende Blockierung überwiegt. Alle starten mit Sz und dem Trog zwischen den Britischen Inseln und der Biskaya. Bei C1 und C2 mit 16 und 13 Mitgliedern schwenkt dieser Richtung Mitteleuropa, bei C3 und C4 mit 13 und 9 Mitgliedern dagegen nicht. Eine knappe Mehrheit von 29:22 Mitgliedern beendet die Milderung also recht rasch wieder. FAZIT: Das zunächst kühle und wechselhafte Trogwetter ist sicher. Ebenso ist eine Erwärmung im Laufe der Woche sicher, die aber vermutlich nicht gänzlich ungestört einhergeht. Wie nachhaltig die Erwärmung ist, muss sich noch zeigen. Eine knappe Mehrheit zeigt am Montag übernächster Woche bereits wieder einen Kaltfrontdurchgang.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen FROST: Zwar nicht wirklich markant, dennoch erwähnenswert sind die unterdurchschnittlichen Temperaturen, für die EFI ein deutliches Signal bis zum Donnerstag ausgibt. Bei längerem Aufklaren führt das in den Nächten gebietsweise zu leichtem Frost. SCHNEEFALL: Zwar sind von EFI ebenfalls keine Signale für signifikanten Schneefall vorhanden, dennoch muss bis etwa Freitag in höheren Lagen gebietsweise mit Neuschnee gerechnet werden. Das gilt insbesondere für die Alpen/Voralpen am Dienstag und eingeschränkt auch am Mittwoch, wobei die Ensembles geringe Wahrscheinlichkeiten für 10 bis 15 cm Neuschnee in jeweils 24 Stunden aufweisen. Die Schneefallgrenze liegt dann bei rund 500 bis 700 m.
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Basis für Mittelfrist
vorhersage MOSMIX, EZMW, EZMW-Ens
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler