Synoptische Übersicht Kurzfrist

SXEU31 DWAV 061800

Synoptische Übersicht Kurzfrist
ausgegeben am Dienstag, den 06.06.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Einzelne kräftige Gewitter. Vor allem mit Starkregen. Unwetter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC -------------------------------------------------------------
Aktuell ... erstreckt sich ausgehend von einem Hochdruckgebiet über dem Nordatlantik eine Zone hohen Druckes über die Ostsee bis Osteuropa. Südlich daran schließt sich ein flacher Kaltlufttropfen über Mitteleuropa an, der mit seinem Kern über die Mitte Deutschlands nach Westen zieht und morgens nahe der belgischen Grenze landet. Damit in Verbindung hat sich feuchtere Luft im Südosten und über der Mitte breit gemacht, die sich nun bis nach Westdeutschland ausdehnt. Sie ist nicht sonderlich labil geschichtet, sodass es aus starker Bewölkung nachts gebietsweise leicht regnet. Nur im Bergland über dem Westen, im Südschwarzwald und eventuell noch mal im Fichtelgebirge recht es abends für ein Gewitter, die aber nachts zunächst mal in sich zusammenfallen. In der zweiten Nachthälfte sickert von Tschechien her dann wieder labilere Luft ein, in der durch etwas Hebung an einem Randtrog vereinzelte Gewitter über der östlichen Mitte nicht ausgeschlossen sind. Im Norden und Süden bleibt es in trockener Luft vielfach wolkenarm. Dunst oder Nebel wird nur in Flussniederungen oder wo es in der feuchteren Luft stärker auflockert ein Thema.

Mittwoch ... wird der Kaltlufttropfen etwa im Raum Luxemburg/SE Belgien vorübergehend stationär. Auf seiner Ost- und Nordseite wird nach wie vor feuchte Luft (PPW um 25 mm) in einer Schliere vom Südosten über die Mitte in den Westen Deutschlands gezogen. Über Südskandinavien hält sich die Hochdruckbrücke, aus der trockene Luft in den Norden einsickert. Insgesamt ist die Druckverteilung über Mitteleuropa sehr schwachgradientig. Da die Bewölkung in der feuchten Luft am Vormittag stärker auflockert, bzw. der Tag teilweise freundlich startet, simulieren die meisten Modelle eine Labilisierung der Luftmasse und es können sich um 500 J/kg ML-CAPE aufbauen, wodurch es ab den Mittagsstunden zu häufigeren Schauern und Gewittern kommt. Mangels Scherung bilden sich zunächst Einzelzellen, die später verclustern können. Der Schwerpunkt wird von den Modellen derzeit etwa vom Bayerischen Wald über das Vogtland, Thüringen, Hessen nach Westdeutschland gesehen. Durch die geringe Zuggeschwindigkeit der Zellen ist lokal Starkregen bis in den Unwetterbereich möglich und kleinerer Hagel (Ansammlungen) nicht ausgeschlossen. Die Windentwicklung, abgesehen von einzelnen stürmischen Böen, spielt eine untergeordnete Rolle. Trocken und oft sonnig bleibt es im Norden und meist auch im Süden. Dort herrscht in trocknerer Luft kompensatorisches Absinken. Nur im Südschwarzwald sind wieder einzelne Gewitter mit Starkregen nicht ausgeschlossen. Bei 850-hpa-Temperaturen von 10 bis 14°C wird häufig ein Sommertag erwartet. Lediglich an der Nordsee bleibt es bei Nord bis Nordwestwind kühler. Je nach Bewölkung wird es auch über der Mitte weniger warm.

In der Nacht zum Donnerstag schlägt der Kaltlufttropfen wieder SE Kurs ein, die Schauer und Gewitter lassen derweil aber langsam wieder nach. Durch aufkommende Warmluftadvektion im Osten und einen Randtrog im Südwesten wird wieder Hebung ausgelöst, die für ein paar Schauer, etwas Regen oder wenn`s hoch kommt auch für vereinzelte Gewitter gut sein kann. Ansonsten tut sich nicht viel und es bleibt geringer Bewölkung häufig trocken.

Donnerstag ... wandert ein flaches Höhenhoch nach Nordwestpolen, während sich über Westeuropa erneut durch WLA ein Höhenrücken kräftigt. Dadurch wird der Kaltlufttropfen wieder ostwärts gedrängt und liegt mit seinem Schwerpunkt über Süddeutschland. Niedertroposphärisch bleibt es bei der warmen, aber schwachen Nordost- bis Ostströmung, wenn gleich tagsüber bei sehr flauer Druckverteilung einige eher kleinräumige Konvergenzen entstehen dürften. Darüber hinaus liefern Randtröge, die unser Höhentief umlaufen, leichte Hebungsimpulse. Durch leichte WLA unterhalb 800 hPa nimmt die Labilität zu, die sich zudem mit der Feuchte (um 25 mm PPW) besser überschneidet, so dass - grob gesprochen von NRW bis Sachsen und südlich davon, ausgehend vom Bergland mit Schauern und teils kräftigen Gewittern gerechnet werden muss. Bei ML Cale bis über 1000 J/kg und langsamer Verlagerung der Zellen kommt es etwas häufiger zu lokalen Unwettern durch heftigen Starkregen und größeren Hagelansammlungen. Die inverse V Struktur in den Prognosesoundings deutet auch eine steigende Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen oder Sturmböen an. Eine überregionale Unwetterlage zeichnet sich dennoch nicht ab. Im Norden führt der Wind aus Nord bis Nordost recht trockene und von der See auch mit einem "kühlen Fuß" versehene Luft landeinwärts (anfangs kann es vor allem im westlichen Schleswig-Holstein durch die bodennahe Abkühlung Nebel oder hochnebelartige Bewölkung geben). Ansonsten ist es dort sonnig und trocken. Die Temperaturen steigen über der Mitte etwas an, so dass verbreitet sommerliche 24 bis 29°C erreicht werden. Auf den Nordseeinseln bleibt es bei einem mäßigen Nordwind eher kühl bei 15 bis 20°C.

In der Nacht zum Freitag zieht der Kaltlufttropfen nach Niederbayern. In seinem Umfeld über Bayern, eventuell bis Thüringen und Sachsen treten noch längere Zeit Schauer und Gewitter auf. Leichter Geopotentialgewinn und der Tagesgang lassen Schauer und Gewitter sonst in sich zusammenfallen. Mit 10 bis 16°C gibt es Temperaturen zum Durchlüften. Im Norden und in den süddeutschen Tallagen kann es einstellige Tiefstwerte geben.

Freitag ... entfernt sich der Kaltlufttropfen nach Tschechien, während von Westen her das Geopotential etwas steigt sich über der Nordsee möglicherweise ein eigenständiges Höhenhoch bildet. Das blockierende Hoch im Bodendruckfeld zieht jedenfalls vom Nordmeer nach Skandinavien. Die warme Ostströmung hält somit an, sie bleibt aber sehr schwach und durch die Erwärmung fällt der Bodendruck wieder leicht. Durch das nun wieder antizyklonalere Umfeld von der Höhe her nimmt die Gewitterneigung von Westen ab. Die Luft bleibt aber recht instabil und auch leidlich feucht. Vor allem im Südosten können sich Schauer und Gewitter bilden, die vor allem mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel verbunden sein können. Vereinzelte Unwetter durch heftigen Starkregen nicht ausgeschlossen. Ansonsten wird die Schichtung vor allem oberhalb 700 hPa stabiler, die Luft trocknet insgesamt etwas ab, sodass Schauer und vereinzelte Gewitter am ehesten mit orografischer Unterstützung über dem Bergland der Mitte und über dem Süden nicht ganz ausgeschlossen sind. Sonst scheint die Sonne bei sommerlichen Temperaturen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Hinsichtlich der Zugbahn des Kaltlufttropfens gibt es leichte Abweichungen. Sonst ist die Entwicklung unstrittig. Es bleibt lokalen Unwettern; für eine überregionale Unwetterlage reichen die Zutaten nicht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner