Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Montag, den 24.11.2025 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Nasskalt mit meist leichten Niederschlägen, in höheren Lagen als Schnee. Im
Südosten allmählich bis in die Niederungen absinkende Schneefallgrenze, an den
Alpen markante Schneefälle.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
----------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt Deutschland im Einflussbereich eines Langwellentroges, der vom
Norden Europas über Mitteleuropa hinweg bis in den Süden Frankreichs reicht. Von
dort aus schwenkt er mit seinem südlichen Teil in der Nacht zum Dienstag noch
ein wenig weiter ostwärts, sodass auch der Alpenraum und der Norden Italiens
zunehmend unter dessen Einfluss gelangen. Korrespondierend dazu befindet sich
eine umfangreiche Tiefdruckzone im Bodendruckfeld bestehend zum einen aus dem
Tief ULF, das derzeit mit seinem Kern über der südlichen Nordsee liegt und in
der Nacht unter Auffüllung in Richtung Westdeutschland zieht. Zum anderen gibt
es da Tief WOLFGANG, das in den kommenden Stunden vorderseitig der Trogspitze
über dem Alpenraum bzw. dem Norden Italiens induziert wird und bis Dienstagfrüh
zunächst auch dort verharrt.
Dabei lassen sich drei wesentliche Niederschlagsgebiete ausmachen. Zum einen
gibt es ein Gebiet mit schwachen Schauern das sich im Trogbereich ausgebildet
hat und vom Westen nun in Richtung mittlere Landesteile vorangekommen ist. Dabei
fallen zunächst noch Niederschlagsmengen zwischen 1 und 3 mm in sechs Stunden,
mit weiterer Verlagerung in die östlichen Landesteile werden sich die Schauer in
der Nacht weiter abschwächen und nur noch geringfügig Niederschlag bringen.
Dabei schwankt die Schneefallgrenze meist um 600 m.
Mit Übergreifen des Tiefs ULF und dessen Okklusionsfortsatz auf den Westen und
Südwesten kommen dort in der zweiten Nachthälfte neue schauerartige
Niederschläge auf. Bei der weiterhin oberhalb von 600 m liegenden
Schneefallgrenze in den westlichen Mittelgebirgen, im Schwarzwald oberhalb von
800 bis 1000m reicht es für wenige Zentimeter Neuschnee weiterhin nur in den
höheren Lagen.
Über den Süden Deutschlands - und damit kommen wir zum dritten
Niederschlagsbereich - verläuft noch die nur langsam vorankommende Front des
Tiefs ULF und bringt dort etwa vom Südschwarzwald und dem Bodenseeraum bis zum
Bayerischen Wald weitere Niederschläge. Dabei liegt die Schneefallgrenze
zunächst noch relativ hoch. Diese Niederschläge gehen quasi nahtlos über in die
Aufgleitniederschläge von Tief WOLFGANG, die hervorgerufen durch eine schwache
Gegenstromlage allmählich einsetzen. Sie ziehen sich aber zunehmend in Richtung
Alpen, Alpenvorland und den Südosten Bayerns zurück. Bis Dienstagfrüh werden vom
Allgäu bis ins östliche Oberbayern 10 bis 15 mm prognostiziert, lokal auch etwas
mehr, sonst meist um 6 mm. Dabei beginnt vor allem in der zweiten Nachthälfte
die Schneefallgrenze allmählich wieder zu sinken auf 800 bis 1000 m. Vor allem
an den Alpen kommen somit 5 bis 10 cm Neuschnee zusammen, gebietsweise auch
mehr.
In den weiteren Landesteilen hat eine Wetterberuhigung eingesetzt und es bleibt
überwiegend trocken.
Auch abseits der Schneefallgebiete muss streckenweise mit Glätte gerechnet
werden. Denn in den östlichen und südlichen Landesteilen sowie im
Mittelgebirgsraum muss mit leichtem Frost gerechnet werden. Wo es zuvor
Niederschläge gab, kann es zu überfrierender Nässe kommen. Vereinzelt ist auch
gefrierender Regen nicht ausgeschlossen. Signale hierfür gibt es insbesondere im
äußersten Südosten Bayerns in der Region Passau, bevor die Niederschläge
teilweise in Schnee übergehen. Ob es dann eine markante Glatteissituation gibt,
muss zeitnah auf Basis der Niederschlagsraten und der Verbreitung gesehen
werden.


Dienstag ... verbleibt Deutschland im Einflussbereich des Troges mit einem
Drehzentrum über dem Süden Deutschlands. Das Bodentief ULF löst sich im
Tagesverlauf über dem Westen auf. In dessen Umfeld kommt es im Westen und
Südwesten zu weiteren Schauern oder schauerartigen Niederschlägen. Die
Temperatur in 850 hPa sinkt insgesamt etwas ab auf Werte um minus 2 Grad. Die
feste Phase mit geringfügigem Neuschneezuwachs bleibt aber auf Lagen oberhalb
von 600 m beschränkt. Dabei fallen meist 2 bis 5 mm, in Schauerstraßen auch
etwas mehr. Etwas anders sieht es im Hochschwarzwald aus, dort sollen bis zum
Abend 10 bis 20 mm fallen, die dort oberhalb von etwa 800 m für entsprechenden
Neuschneezuwachs sorgen können. Eine entsprechende Schneefallwarnung ist bereits
aktiv.
Tief WOLFGANG verlagert sich von Norditalien in Richtung Slowenien/Kroatien,
wobei davon ausgehend eine Tiefdruckrinne über Ungarn hinweg bis in den Süden
Polens reicht. An deren Nordwestflanke dauern die Aufgleitniederschläge an den
Bayerischen Alpen und in Südost- und Ostbayern weiter an, wobei lediglich in den
tiefsten Lagen noch Regen, sonst Schnee fällt. Dabei werden meist 2 bis 5 cm, in
Staulagen der Alpen um 10 cm Neuschnee in 12 Stunden erwartet. Entsprechend wird
die aktuell bis morgen 14 Uhr geltende Schneefallwarnung für die Alpen
verlängert werden.
In den weiteren Landesteilen fällt die Schauertätigkeit meist schwach,
gebietsweise bleibt es auch trocken. Unsicher ist noch, inwieweit die
Aufgleitniederschläge auch in Richtung Sachsen ausgreifen und entsprechend im
Erzgebirge auch für wenige Zentimeter Neuschnee sorgen.
Die Höchstwerte liegen meist zwischen 1 und 4 Grad, im äußersten Westen sowie im
Oberrheingraben zwischen 4 und 6 Grad, im höheren Bergland gibt es leichten
Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch beginnt der Trog durch einen vom Atlantik vorstoßenden
Höhenrücken in Richtung Italien und zentralen Mittelmeerraum abzutropfen. Das
Bodentief WOLFGANG verlagert sich unter leichter Abschwächung über Ungarn hinweg
in Richtung Polen. Somit dauern die Aufgleitniederschläge im Süden weiter an und
greifen auch allmählich auf Ostsachsen über. Mit Drehung der Grundströmung auf
nördliche Richtungen gelangt nun auch niedertroposphärisch zunehmend wieder
kältere Luft polaren Ursprungs zu uns und die 850 hPa-Temperatur geht auf Werte
bis minus 4 Grad zurück. Somit sinkt die Schneefallgrenze weiter ab und die
Niederschläge gehen bis in die Niederungen in Schnee über. Die Mengen liegen auf
Basis von ICON in Ostsachsen sowie im Alpenvorland zwischen 1 und 5 cm, an den
Alpen und im südlichen Vorland werden teils 2 bis 10 cm prognostiziert. Nach UK
10 liegen die Mengen insbesondere an den Alpen noch deutlich höher, insofern
gibt es noch einige Unsicherheiten. An das Alpenvorland nördlich anschließend
kommt es meist nur zu einer dünnen Schneedecke.
Sonst kommt es vor allem vom Südwesten bis in die mittleren Landesteile zu
Schauern. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 400 und 600 m, meist sind die
Niederschläge aber zu schwach für nennenswerten Neuschneezuwachs. Einzig im
Bereich des Schwarzwaldes und der Alb sind einige Zentimeter möglich.
Im Norden und Nordosten bleibt es überwiegend trocken.
In den tieferen Lagen der Westhälfte sowie an den Küsten bleibt es oft
frostfrei, sonst gibt es verbreitet leichten Frost und örtlich Glätte durch
Überfrieren.

----------------------------------------------------------------

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... können die Ausführungen aus der Frühübersicht weitgehend
beibehalten werden, wenngleich sich die Entwicklung etwas langsamer vollzieht,
als nach dem heutigen 00 UTC Lauf. So werden auch die sich allmählich Richtung
Alpen zurückziehenden Schneefälle etwas intensiver gerechnet. An den Alpen und
im unmittelbaren Vorland sollen nochmal 10 bis 15 cm Schnee fallen, in einigen
Staulagen auch bis 20 cm. Sonst sind es im Alpenvorland meist um 5 cm.
Eine wirkliche Staukomponente stellt sich am Erzgebirge nicht ein, die
Hauptniederschläge fallen deutlich weiter östlich über Polen, für wenige
Zentimeter Neuschnee kann es aber reichen.
An der Entwicklung für die Nacht zum Donnerstag hat sich nichts Signifikantes
verändert.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Entwicklung der Wetterlage wird von den Modellen weitgehend übereinstimmend
prognostiziert. Unterschiede gibt es noch vor allem ab der Nacht zum Mittwoch
bezüglich der Schneemengen an den Alpen und wie weit der Schneefall ins
Alpenvorland ausgreift.
Unsicher ist auch noch die Entwicklung der Schneefälle für den Osten und dort
vor allem Sachsen. Auf Basis der deterministischen Modelle sind nur wenige
Zentimeter zu erwarten, die EPS-Vorhersagen verschiedener Modelle variieren noch
stärker, sodass auch höhere Mengen nicht ausgeschlossen sind.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger