Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Sonntag, den 23.11.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M

Erste Glatteislage dieses Winters. Südlich von Hunsrück / Taunus nach Schnee
teils gefrierender Regen, weiter nach Süden hin Unwetter durch Glatteis nicht
auszuschließen. Darüber hinaus an der Nordsee aufkommend zeitweise stürmische
Böen, in höheren Berglagen Sturmböen Bft 9.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland im Randbereich eines Troges, der sich von
Südschweden über Polen und die Adria hinweg zur Großen Syrte erstreckt. Von den
Britischen Inseln her nähert sich derweil ein weiterer Trog, der in der Nacht
zum Montag den o.g. Trog regeneriert. Somit bleibt die Troglage über
Mitteleuropa bestehen.
Dem "neuen" Trog ist ein okkludierendes Frontensystem vorgelagert. Diesem läuft
eine schwache Okklusion voraus, deren Niederschläge, die durchweg als Schnee
fallen, erreichen den Erdboden jedoch kaum. Diese Okklusion kämpft gegen das
zuvor wetterbestimmende Zwischenhoch an und löst sich daher alsbald auf.
Mit der Annäherung des okkludierenden Systems setzt kräftige Warmluftadvektion
ein. Hierdurch setzt im Tagesverlauf von Westen her Wolkenaufzug ein und im
Laufe des Nachmittags kommt Niederschlag auf. Dieser erfasst bis zum Abend etwa
die Linie Weser - Odenwald - Schaffhausen. Zunächst fällt durchweg Schnee, wobei
in Staulagen durchaus mehr als 5 cm Schnee zusammenkommen können. In tieferen
Lagen westlich des Rheins sowie an Ober- und Hochrhein erfolgt ein rascher
Übergang in die gefrierende Phase, was Glatteis zur Folge hat. Druckfall, der
aus Hebung in Verbindung mit der übergreifenden Front resultiert, lässt den Wind
auffrischen, so dass die Unwettergefahr durch Glatteis westlich des Rheins
gering ist. Zunächst an der Nordsee und in den Mittelgebirgen westlich des
Rheins, bis zum Abend dann auch in den nördlichen und zentralen Mittelgebirgen
sowie im Schwarzwald frischt der Wind aus Süd auf und erreicht in Böen Bft 8/9,
in einigen Leelagen Bft 7 (60 km/h).
Weiter nach Osten hin hält sich noch das Zwischenhoch, so dass von der Ostsee
bis zu den Alpen längere sonnige Abschnitte zu erwarten sind. Dennoch bleibt es
mit niedrigen einstelligen Temperaturmaxima kalt. In Teilen der Mitte, in
tieferen Lagen Südwestdeutschlands und verbreitet im Südosten Deutschlands ist
ein weiterer Eistag mit Temperaturmaxima unter 0 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Montag greifen die Niederschläge des dann vollends okkludierten
Systems auf den Osten und den gesamten Süden Deutschlands über. Während von den
östlichen Mittelgebirgen aus nordwärts durchweg die feste Phase zu erwarten ist
(durchaus in Staulagen der östlichen Mittelgebirge mit Neuschneemengen um oder
etwas über 10 cm innerhalb von 12 Stunden) stellt sich weiter südlich, d.h. von
der Donauniederung und vom Steigerwald aus südwärts und in Niederbayern, die
erste Glatteislage dieses Winters ein. Die bisherige Kältewelle hat mit Eistagen
und einem gefrorenen Boden die Voraussetzungen hierfür geschaffen, zudem setzt
sich oberhalb der flachen und kalten Grundschicht, die aufgrund des dort noch
schwachen Gradienten weitgehend unangetastet bleibt, wärmere Luft durch, so dass
die Niederschläge mit vorheriger kurzer oder gar ohne Schneephase als
gefrierender Regen fallen. Mit dem Auflaufen der Front auf die kalte
Grundschicht kommt zusätzlich Hebung ins Spiel, was die Niederschläge verstärkt,
so dass unwetterartige Auswirkungen zu erwarten sind.
Im Nordwesten und Westen Deutschlands setzt sich mildere Luft durch, so dass
sich in diesen Gebieten die Lage entspannt und der Schnee taut. Dort bleibt es
zum Teil bereits frostfrei. Ansonsten ist leichter, von Vorpommern bis nach
Niederbayern erneut mäßiger Frost zu erwarten.
Mit dem Übergreifen der Front nach Osten hin erfolgt auch in den östlichen
Mittelgebirgen eine Windzunahme bis hin zu Sturmböen Bft 8/9 in Kamm- und
Gipfellagen.

Montag... vollzieht der Trog durch den von den Britischen Inseln hereinlaufenden
Trog eine scheinbar retrograde Verlagerung, so dass am Abend dessen Achse von
Südskandinavien zu den Pyrenäen gerichtet ist. Das mit diesem Trog
korrespondierende Tief ist abgekoppelt von der Frontalzone und schwächt sich ab,
so dass auch über Mitteleuropa der Gradient aufweicht. Während zumindest bis
gegen Mittag noch in einigen exponierten Höhenlagen Sturmböen Bft 8/9
vorstellbar sind, ist ab dem Abend der Wind sehr wahrscheinlich nicht mehr
warnrelevant. Von dieser Entwicklung profitiert auch die kalte Grundschicht im
Süden und Südosten Deutschlands. Ein Luftmassenwechsel ist dort nicht in Sicht,
genauso wenig wie eine alsbaldige Entspannung der dortigen Glatteislage.
Vielmehr erfolgt durch die scheinbar retrograde Verlagerung des
wetterbestimmenden Troges ein Schleifen der okkludierten Front. Hebung, die
durch kurzwellige, nach Nordosten ablaufende Anteile generiert wird, aktiviert
die Front, so dass sich die Niederschläge vom Südwesten bis hinüber zum
Bayerischen Wald eher noch verstärken. Zum Abend hin besteht vor allem in Teilen
von Niederbayern und östlich des Inns wieder erhöhte Unwettergefahr durch
starkes Glatteis.
Da sich an dieser Situation nicht allzu viel ändert und das Niederschlagsband
nur sehr zögernd in Richtung Alpen gedrückt wird, wäre für Staulagen, vor allem
den südlichen Schwarzwald und Teile von Oberschwaben und vielleicht auch das
Allgäu, eine Dauerregenwarnung in Erwägung zu ziehen. Hoch auflösende Modelle
zeigen in diesen Gebieten von Montag, 00 UTC bis Dienstag, 00 UTC 30 bis knapp
50 mm. Die Schneefallgrenze liegt ohnehin bei 1000 bis (in Oberschwaben) über
1200 m und sinkt erst ab Montagabend im Schwarzwald auf etwas unter 1000 m ab.
Gegenüber den Vortagen macht sich die Sonne rar, ein paar Wolkenlücken zeichnen
sich allenfalls in den Leelagen der Mittelgebirge und am östlichen Alpenrand ab.

Gegenüber den Vortagen erfolgt in weiten Teilen Deutschlands ein merklicher
Temperaturanstieg. Maxima um oder etwas unter 0 Grad zeichnen sich ganz im
Nordosten und gebietsweise im Südosten Deutschlands ab.

In der Nacht zum Dienstag rückt der wetterbestimmende Trog etwas nach Osten vor,
so dass dessen Achse Dienstagfrüh zu den Westalpen gerichtet ist. Mit der
Verlagerung dieses Troges wird das Niederschlagsband allmählich in Richtung
Alpen gedrückt, wobei die Niederschläge bis in Lagen von 600 bis 800 m, am
Alpenrand zum Teil auch noch darunter, in die feste Phase übergehen. Im Stau der
Alpen können mehr als 10 cm Neuschnee zusammenkommen.
Ansonsten lassen geringe Luftdruckgegensätze die Luftmasse wieder zur Ruhe
kommen. Sollte es aufklaren (was wenig wahrscheinlich ist) dürfte sich alsbald
dichter Nebel bilden.
Während es im Norden und Westen weitgehend frostfrei bleibt, stellt sich in der
Mitte und verbreitet auch im Süden leichter Frost ein, was vor allem in den
südlichen Landesteilen streckenweise Glätte zur Folge haben dürfte.


Dienstag... schwenkt die breite Achse des wetterbestimmenden Troges etwas nach
Osten und erstreckt sich dann ins westliche Mittelmeer. Durch einen in Richtung
Adria ablaufenden Teiltrog wird eine schwache Zyklogenese induziert. Das
resultierende Tief wird auf Vb-artiger Zugbahn von der Adria über das
südöstliche Mitteleuropa nordostwärts gesteuert und ist Mittwochfrüh über
Ostpolen zu finden. Wenngleich das Niederschlagsmaximum weiter östlich zu finden
ist, dürften die Niederschläge dennoch in einem Bereich vom Alpenrand bis hin zu
den östlichen Mittelgebirgen aufleben. Oberhalb von 600 m fällt durchweg Schnee,
wobei hier auch die Niederschlagsabkühlung zu berücksichtigen ist. Vom Alpenrand
bis zum Bayerischen Wald können 5 bis über 10, in Staulagen bis 15 cm und an den
Alpen bis über 20 cm Schnee innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen.
Ansonsten bleiben die Luftdruckgegensätze gering und das Wetter nasskalt,
Temperaturmaxima um oder etwas über 5 Grad sind nur in Rheinnähe und ganz im
Nordwesten zu erwarten, ansonsten werden nur Höchstwerte wenig über dem
Gefrierpunkt erreicht, oberhalb 800 bis 1000 m herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der mit seiner Achse über Mitteleuropa
liegende Trog erneut südwestwärts zum westlichen Mittelmeer aus. Während sich an
der Nordflanke des nach Ostpolen ziehenden Tiefs eine Hochbrücke bildet, bleibt
das Wettergeschehen über Mitteleuropa zyklonal geprägt. Aufgleitprozesse aus der
weiter oben beschriebenen Vb-artigen Entwicklung sorgen von der Lausitz bis zu
den Alpen für weitere Niederschläge, die bis in Lagen um 400 m, in der Lausitz
auch darunter, als Schnee fallen. Dabei kommen erneut 5 bis über 10, in
Staulagen 10 bis (im Osterzgebirge und in den Alpen) bis etwa 20 cm Neuschnee
innerhalb von 12 Stunden hinzu, wobei hier noch Unsicherheiten bestehen. Das
wird längst nicht von allen Modellen mitgetragen. Auf dem Erzgebirgskamm frischt
zudem der Wind, in exponierten Lagen mit Sturmböen Bft 8/9 auf, so dass dort
zudem Gefahr von Verwehungen besteht.
Im Norden und Westen Deutschlands macht sich die Hochbrücke bemerkbar, so dass
dort die Niederschlagstätigkeit gering ist. Wolkenlücken sind jedoch selten.
Bei Tiefsttemperaturen um den Gefrierpunkt besteht verbreitet Glättegefahr.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Erst Dienstagabend und in der Nacht zum Mittwoch ergeben
sich unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der Niederschlagsverteilung und
-mengen. Hier beschränken gegenüber der oben beschriebenen Entwicklung die
anderen Modelle die Niederschläge bzw. Schneefälle auf die Gebiete vom Alpenrand
bis zum Bayerischen Wald.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann