Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Dienstag, den 02.12.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWa
Im Westen und Nordwesten immer wieder Regen, ansonsten
Sonne-Nebel-Hochnebel-Mischung. In den Nächten gebietsweise Frost, Glätte und
Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... startet die Wetterlage mit einer klassischen Trogvorderseite im
Rahmen einer SWa. Die südwestliche Strömung sorgt für die Zufuhr milder
Atlantikluft mit T850 hPa von 1 bis 4 Grad. Der durchaus üppige Trog läuft gegen
eine Blockierung über dem östlichen Europa und Westrussland an, wobei das
dortige Bodenhoch einen Kerndruck von knapp über 1030 hPa aufweist und
Deutschland sich am westlichen Rand davon befindet. Entsprechend kommt der Trog
nur schwerlich nach Osten voran und neigt zum Abtropfen in Richtung Iberische
Halbinsel. Das zum Trog gehörende Tief BJÖRN mit Zentrum knapp westlich der
norwegischen Küste hat immerhin eine Warmfront in den Westen und Nordwesten
Deutschlands gebracht, die aufgrund der frontensenkrechten Strömungskomponente
nun aber frontolytisch am Verhungern ist.
Dennoch liefert sie zusammen mit der nachfolgenden Kaltfront dem Westen und
Nordwesten heute gebietsweise Regenfälle mit Mengen von 0,1 bis lokal 8 l/qm bis
zum Abend. Die Schneefallgrenze liegt mit Beginn des Niederschlags bei 600 bis
800 m, steigt jedoch rasch an, sodass keine Schneeakkumulationen zu erwarten
sind. Nach einigen Modellen kann es bis in die Mittagsstunden in höheren Lagen
allerdings noch kurzzeitig Glätte durch gefrierenden Regen geben. Die für
Rheinhessen bis zum Mittag von der deutschen Modellkette ins Spiel gebrachten
Gefrierschlangen erscheinen angesichts bereits meist in den positiven Bereich
steigender Belagstemperaturen eher unwahrscheinlich.
In den anderen Landesteilen überwiegt der Einfluss des russischen Hochs mit
Ableger BRISCA über Norditalien. Damit kommt es gebietsweise zu Aufheiterungen,
zähe Nebel- oder Hochnebelfelder könnten allerdings zum Teil ganztägig in die
Suppe spucken. Ebenso wird im Grenzbereich zur Warmfront im Nordwesten die
Bewölkung zunächst durch hohe, nachfolgend mittelhohe Wolken dichter.
Der mit dem Frontensystem noch leicht erhöhte Gradient liefert dem höheren
Bergland und Nordfriesland bis zum Nachmittag noch steife Böen Bft 7, dem
Brocken stürmische Böen Bft 8 aus Südwest, danach lassen Gradient und Böen nach.
Ansonsten weht schwacher bis mäßiger Südwestwind.
Die Temperaturen steigen auf 1 Grad im Südosten bis 10 Grad im Westen.

In der Nacht zum Mittwoch schreitet der Abtropfprozess in Richtung Iberische
Halbinsel voran, der Langwellentrog bewegt sich daher weiterhin nur marginal
nach Osten weiter. Die etwas weiter ins Landesinnere vordringende und
okkludierende Kaltfront, die außerdem zur Verwellung neigt, bringt vom Südwesten
bis in den Nordosten zeitweiligen Regen mit Mengen von 0,5 bis lokal 9 l/qm in
12 Stunden. Die feste Phase oder Glatteis werden von den Modellen für diesen
Bereich nicht erwartet (hohe Schneefallgrenze, positive Belagstemperaturen).
Etwas anders könnte das für Sachsen werden. Dort kommt ein kleines Höhentief neu
ins Spiel, das sich über Tschechien im Umfeld niedrigen Geopotenzials zwischen
Südosteuropa und dem zentralen Mittelmeer bildet und das Richtung Norden zieht.
Es löst schwache Hebung aus, die für leichte Niederschläge mit maximal 1 bis 2
l/qm in Sachsen, dem nördlichen Thüringen, Sachsen-Anhalt und dem westlichen
Brandenburg reichen soll (nicht bei allen Modellen). Schnee und Glatteis werden
dabei für die höheren Lagen des Erzgebirges angezeigt, eventuell noch kalte
Erzgebirgstäler könnten aber auch von Glatteis betroffen sein.
Glätte dürfte dagegen in Regionen mit nachlassenden Niederschlägen und
aufkommenden Frost ein Thema werden. Das gilt nach den Modellen vor allem für
einen Bereich von der Pfalz bis nach Nordhessen, in denen es aufgrund der
Verwellung des Frontensystems im Westen in der zweiten Nachthälfte trocken
bleibt. Insbesondere bei Auflockerungen besteht dann die Gefahr des Überfrierens
von Nässe, teils bildet oder verdichtet sich bei landesweit nur schwacher
Luftbewegung auch wieder der Nebel.
Zwischen Vorpommern und der Lausitz sowie in den meisten Teilen Bayerns und
Baden-Württembergs bleibt es hingegen bei noch überwiegendem Hochdruckeinfluss
trocken, gebietsweise verdichten sich Nebel und Hochnebel wieder. In diesen
Bereichen ist Reifglätte oder Glätte durch überfrierende Nebelnässen möglich.
Die Temperaturen sinken auf 6 bis 1 Grad unter den dichten Wolken und auf 0 bis
-4 Grad sonst. In einigen Alpentälern kann es mäßigen Frost unter -5 Grad geben.


Mittwoch... pirscht sich der Trog peu á peu Deutschland an, die verwellende
Front bleibt damit über dem Westen und Nordwesten hängen. Schwache
Hebungsantriebe sorgen nur noch stellenweise für ein wenig Regen, häufig bleibt
es bei meist starker Bewölkung länger trocken.
Das kleine Höhentief über Sachsen bewegt sich entlang der Oder nach Norden, auf
seine Vorderseite wird schwache PVA induziert, sodass es von der Ostsee bis nach
Sachsen leichte Regenfälle von 1 bis 2 l/qm gibt, die sich tagsüber nordwärts
verlagern. Glatteis spielt dabei keine Rolle mehr.
Im Süden halten sich dafür unter Hochdruckeinfluss (Hoch BRISCA bewegt sich
langsam nach Norden) wieder teils zähe Nebel- und Hochnebelfelder,
Auflockerungen sind jedoch möglich.
Der Wind weht schwach, ab und an mäßig aus Süd bis Ost.
Die Höchsttemperaturen liegen bei 0 Grad im Dauernebel bis 10 Grad im Rheinland.


In der Nacht zum Donnerstag erfasst der Trog bzw. das Residuum tatsächlich
Deutschland, schiebt das wellende Frontensystem aber ohne signifikanten
Raumgewinn nur langsam vor sich her. Der Trog aktiviert das Frontensystem wieder
ein wenig, sodass im Westen und Nordwesten wieder etwas mehr Regenfälle
aufkommen, in höheren Lagen ab etwa 800 m kann die Schneephase dabei sein. Eine
Schneedecke bildet sich voraussichtlich aber kaum mal. Das Thema Glatteis wird
von den Modellen durchweg negiert, könnte aber trotzdem noch auf den Tisch
kommen, da die Temperaturen beim Aufkommen der Niederschläge teils noch im
negativen Bereich sind. Das gilt insbesondere für den Bereich von Rheinhessen
bis zum Westerwald/Siegerland. Es sind 0,5 bis 5 l/qm in 12 Stunden zu erwarten.

In den anderen Gebieten überwiegt erneut Hochdruckeinfluss, auch die letzten
Niederschläge im Nordosten ziehen mit dem Höhentief bald nach Norden ab. Dann
lockert es zum Teil auf, gebietsweise wiederholt sich aber das Nebel- und
Hochnebelspiel.
Bei schwacher Luftbewegung sinken die Temperaturen auf 5 bis 1 Grad unter Wolken
und auf 0 bis -4 Grad sonst, in Alpentälern lokal erneut etwas darunter.
Bei Frost ist Reifbildung möglich, bei Nebel ist Glätte durch überfrierende
Nässe möglich.

Donnerstag... schwenkt der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge und
Amplitude nordostwärts über Deutschland hinweg. Ihm folgt rasch ein neuer Trog,
der die Britischen Inseln und Frankreich erreicht.
Das Frontensystem aus dem Westen und Nordwesten zieht in den Norden, dort löst
es sich langsam auf. Es bringt anfangs vom Westen bis in den Norden zeitweiligen
Regen, der nachmittags über den Norden nordwärts abzieht. Die Regenmengen
betragen 0,5 bis 4 l/qm bis zum Abend.
Im Osten und Süden ändert sich weiterhin nicht viel: Überwiegender
Hochdruckeinfluss sorgt erneut für eine Mischung aus Nebel, Hochnebel und
Sonnenschein. Erneut wird es Regionen geben, in denen sich Nebel oder Hochnebel
ganztägig halten.
Der Wind weht schwach, hier und da mäßig aus Ost bis Südost.
Die Höchstwerte bewegen sich zwischen 0 Grad im Dauernebel und 9 Grad im Westen.


In der Nacht zum Freitag steuert der neue Trog westlich von uns unter Abtropfung
und Verkürzung seiner Wellenlänge Deutschland an und lässt ein neues
Frontensystem in den Westen eindringen. Nichts Neues also von der Front, erneut
ist dort stellenweise leichter Regen zu erwarten, der sich frontolytisch aber
auch schon wieder abschwächt.
Interessanter ist da der Blick nach Südosten. Ein Tief über Adria lenkt
allmählich feuchte Luftmassen in den Südosten Deutschlands, nach EZMW und GFS
kommen damit im äußersten Süden bzw. vom südlichen Brandenburg bis nach Sachsen
morgens leichte Regen-, im Bergland oberhalb 600 bis 800 m Schneefälle auf.
Möglicherweise bildet sich dort in den Frühstunden sogar eine dünne
Neuschneedecke.
In den anderen Regionen wiederholt sich abermals die Geschichte mit Nebel,
Hochnebel und Auflockerungen sowie Glätte durch Reif oder überfrierende
Nebelnässen.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 4 und 0 Grad im Westen und Nordosten und
zwischen 1 und -3 Grad sonst.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich, leichte Diskrepanzen sind in den
Niederschlagsverteilungen zu sehen. So zeigen nicht alle Modelle am
Mittwochmorgen die Niederschläge in Sachsen, dem nördlichen Thüringen,
Sachsen-Anhalt und dem westlichen Brandenburg, was eine Glättewarnung im Nowcast
erfordert. Darüber hinaus gibt es in der Nacht zum Freitag nicht bei allen
Modellen Niederschläge im Südosten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler