Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Sonntag, den 28.12.2025 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Zunehmend unbeständiges und windiges Winterwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... stellt sich die Wetterlage langsam um. Während über Weihnachten
hinweg ein Hoch über Skandinavien und tiefer Luftdruck über Südeuropa bestimmend
waren, konnte heute im IFS-EPS die Wetterlage Hoch Britische Inseln alle Member
auf sich vereinen. Beim Wetter in Deutschland brachte dies natürlich kaum
Veränderungen, da wir weiter vom Hoch beeinflusst waren. Durch das Verrutschen
auf die Ostflanke veränderte sich jedoch die Strömung, sodass nun von Norden
schwache Fronten oder Kurzwellentröge über das Land hinweg wanderten. Zwar war
die Wetteraktivität aufgrund der Höhenverteilung limitiert, die Folgen aber
regional gravierend. Das Heben der Nebel- und Hochnebeldecke führte gebietsweise
zu Sprühregen oder Nebelnässen. Auf den gefrorenen Böden bzw. in der teils
frostigen Grundschicht entwickelte sich eine Glatteissituation. Diese wurde
durch mehr Durchmischung und weniger Hebung zunächst mal entschärft.

Ab der zweiten Nachthälfte und vor allem am Montag könnte es aber wieder
spannend werden, da sich von Norden ein neuer Kurzwellentrog nähert und somit
wieder Hebungsimpulse liefert. Derzeit sind die Modelle noch nicht sicher ob und
wieviel Niederschlag fällt. Betrachtet man jedoch die einströmende Luft sowie
diverse Prognosesoundings bekommt man zumindest einen Rahmen für die
potentiellen Geschehnisse geliefert. Demnach wird zunächst nirgend eine
hochreichende Sättigung bis rund -10 Grad erreicht, sodass überwiegend von der
flüssigen Phase auszugehen ist. Zudem kommt auch die Höhenkaltluftzufuhr (850
hPa, 500 hPa) erst hinter dem Trog so richtig in Fahrt. Eine potentielle
Glatteissituation ist damit aber nicht vom Tisch. Vor allem in den Gebieten wo
der Frost im Boden steckt oder sich die Grundschicht aufgrund von Nebel oder
Hochnebel nicht in den positiven Bereich schieben kann, können leichter
Sprühregen oder Regen wieder gefrieren. Im Osten von Brandenburg und Sachsen
reicht wahrscheinlich die hochreichende Sättigung ebenfalls nicht aus, um die
Eispartikelproduktion ausreichend zu starten. Ein bodennahes Kaltluftpolster
könnte dort aber zumindest Eiskörner hervorbringen und ganz vereinzelt
vielleicht Schneegriesel bringen. Ansonsten sind weiter Frost und Nebel ein
Thema für die Warnkarte. Der Wind reicht derzeit im Binnenland vielfach noch
nicht aus, den Nebel und Hochnebel vollends zu besiegen. Zudem kommt diesem eine
flache Stratusschicht zur Hilfe. Neben Glätte und Glatteis durch gefrierende
Niederschläge sollte auch Glätte durch Reif oder Überfrieren regional im Fokus
bleiben. In der kommenden Nacht ist im Südosten sowie einigen Tallagen der
Mittelgebirge sogar noch strenger Frost wahrscheinlich. Als letzter
Warnparameter schafft es am Montag auch der Wind auf die Karte. Denn dieser weht
an Nord- und Ostsee von der See her, sodass er im Küstenumfeld steife, exponiert
auch stürmische Böen hervorbringt. Entsprechende Windspitzen werden sonst nur
noch in einzelnen Gipfellagen der Berge erreicht.

In der Nacht zum Dienstag nimmt dann vor allem im Osten und Südosten die
Niederschlagsaktivität durch stärkere Hebungsimpulse zu. Zudem steht das
Erzgebirge zunehmend in der Nordströmung sodass die Staukomponente verstärkend
wirkt. Mit Zustrom kälterer Luft fallen die Niederschläge zudem teils bis in
tiefere Lagen als Schnee. Im Erzgebirge könnten innerhalb von 12 Stunden 5,
örtlich bis 10 cm Schnee zusammenkommen.

Montag ... siehe oben

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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag ... übernimmt im IFS-EPS die Wetterlage Nord zyklonal die dominante
Position. Den Wetterlagen Nord antizyklonal oder Hoch Britische Inseln bleibt
nur eine Nebelrolle. Am Dienstag duellieren sich dann komplett nur noch Nord
oder Nordwest zyklonal, um die Mehrheit der Member. Der Grund liegt in einem
sehr meridionalen Muster. Einem Rücken über dem Nordostatlantik und Westeuropa
steht ein weit nach Süden amplifizierter Trog über Osteuropa gegenüber.
Deutschland liegt resultierend in einer kräftigen nördlichen Strömung. Je
nachdem ob das Hoch im Westen oder eher das Tief im Osten mehr Einfluss auf
Deutschland hat, heißt es zyklonal oder antizyklonal. Gewisse Hebungsimpulse
werden daher zunächst auch bevorzugt noch in der Südosthälfte mit dem
abziehenden Trog gezeigt, wo es noch etwas schneien kann. In tiefen Lagen ist
teils auch Schneeregen möglich. Dabei wird das Land zunehmend von sehr kalter
Luft geflutet. Am Dienstagabend sollen die Temperaturen in 850 hPa zwischen -6
und -11 Grad liegen. Aus Warnsicht könnte im Süden sowie den östlichen
Mittelgebirgen gebietsweise Dauerfrost ein Thema sein. Ansonsten werden wohl
Schnee und Glättewarnungen nötig, um den Schneefall sowie das potentielle
Überfrieren einzufangen. An den Küsten, wo der Wind weiter auflandig bläst, sind
anhaltend gelbe, abschnittweise auch Okker-Warnungen auszugeben.

In der Nacht zum Mittwoch wird es dann von Nordwesten und Norden wieder
spannend. Mit der nördlichen Strömung steuert nämlich ein neuer Kurzwellentrog
auf Deutschland zu, der auch mit frontalen Prozessen verbunden ist und somit
einen kleinen Warmsektor mitschleift. Die Interaktion von PVA und frontalen
Prozessen sorgt schließlich für Hebung, sodass von der Nordsee Niederschläge
übergreifen und sich bis Mittwochmorgen über die Nordosthälfte ausbreiten.
Während aufgrund der Milderung durch Advektion maritimer Luft sowie der
Durchmischung in den tiefen Lagen Norddeutschlands überwiegend die flüssige
Phase zu verzeichnen sein sollte, mischen sich mit Annäherung an die
Mittelgebirge zunehmend Flocken unter. Vom Rothaargebirge und dem nordhessischen
Bergland bis nach Brandenburg und Sachsen dürfte dann die Schneephase zumindest
in mittleren und höheren Lagen dominant sein und in tiefen Lagen ebenfalls eine
Rolle spielen. Resultierend sind erneut Glätte und Schneewarnungen zu schalten.
Auch der auflandige Wind könne weiter ins Binnenland warnwürdig werden. Ganz im
Süden ist dagegen bei Aufklaren erneut strenger Frost und somit eine
Okker-Warnung ein Thema.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die großßskaligen Strukturen und Entwicklungen
vergleichbar. Im Detail ergeben sich aber geringe Unterschiede bei der
räumlichen Einordnung der Niederschläge sowie auch deren Intensität. Auch die
Phasenumwandlung in der Nacht zum Mittwoch wird abhängig vom Temperaturprofil
teils früher oder später gezeigt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel