Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
FRANK, GÜNTER, HELMUT ohne Bock auf Winter - frühlingshafter Wochenstart.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... befinden sich weite Teile Deutschlands unter einem recht flachen und
kurzwelligen Höhenrücken, der langsam ostwärts wandert. Sein antizyklonaler
Impact ist relativ dünn und spiegelt sich im Bodendruckfeld überhaupt nicht
wider. Dort hat sich eine zyklonal konturierte südwestliche Strömung
eingestellt, in die die Warmfront eines atlantischen Tiefdrucksystems
eingelagert ist. Das Haupttief FRANK liegt mit etwas unter 970 hPa noch recht
weit draußen auf dem Atlantik. Doch clever wie FRANKIE-Boy einmal ist, hat er
weiter östlich gleich mehrere kleine FRANKs in Form von Rand- respektive
Teiltiefs installiert, die mithelfen sollen, die Warmfront progressiv nach Osten
voranzubringen. Der Warmsektor schließt sich dabei immer weiter, heißt, der
Okklusionsprozess schreitet unaufhörlich voran. Bedeutet für uns, dass sich der
Vorhersageraum morgen früh schon auf der Rückseite befindet. Die Kaltfront hat
bis dahin die Alpen erreicht, wobei der Begriff Kaltfront in diesem Zusammenhang
eigentlich als Frechheit zu bezeichnen ist, was 1:1 auch auf die postfrontal
einfließende subpolare Kaltluft zutrifft. Was angesichts T850iger von rund +4°C
und apostrophierter Tageshöchstwerte im zweistelligen Bereich (teils über 15°C)
kalt sein soll, muss erstmal einer erklären.
Nun gut, es ist wie es ist und es kommt wie es kommt, und da steht in der
kommenden Nacht erstmal die Passage eines ausgewachsenen, überwiegend
WLA-angetriebenen stratiformen Regengebiets an. Von Südwest nach Ost-Nordost
wird durchmarschiert wie das Messer durch die Butter, wobei im Westen und Süden
verbreitet 5 bis 10, in toppgrafisch erhöhtem Gelände auch 10 bis 20, lokal bis
zu 25 l/m² innert 12 h zusammenkommen können. Am meisten Regen fällt im
Schwarzwald und im Allgäu, wo von heute Mittag bis Montagmorgen etwa 30 bis 50
l/m² erwartet werden. Hinzu kommt gerade im Allgäu noch ein gewisses Quantum
Schmelzwasser, so dass sich das Niederschlagsdargebot dort etwas erhöht.
Entsprechende Warnungen sind draußen.
Ansonsten bliebe nur noch zu konstatieren, dass der Gradient in den nächsten
Stunden anzieht, was auch am Wind nicht spurlos vorbeigeht. Von Süd auf Südwest
drehend nimmt dieser zu, was aufgrund der stabilen Schichtung aber vornehmlich
an und auf der Nordsee sowie im höheren Bergland inkl. deren Leeseiten zu spüren
sein wird (Böen 7-8 Bft, exponierte Kamm- und Gipfellagen 9-10 Bft, Brocken
vielleicht sogar 11 Bft). Frost ist natürlich kein Thema mehr, im Gegenteil, zum
Teil steigen die Temperaturen im Warmsektor nach einer kleinen abendlichen Delle
sogar ein bisschen an oder halten zumindest das Niveau, so dass man morgen früh
in weiten Landesteilen "zweistellig" aufwacht - Wahnsinn!
Montag ... gelangen wir unter eine recht glatt gebügelte südwestliche
Höhenströmung, die sich im Grunde bis zum Boden durchpaust. Südwest, wo das Auge
hinschaut. Kein Wunder also, dass die zweite Dezemberwoche mit atmosphärischen
Frühlingsangeboten aufwartet, bei der ja mal sowas von überhaupt keine
vorweihnachtliche Stimmung aufkommen will. Die "Kaltfront" an den Alpen zerfällt
in ihre Einzelteile und die vom Atlantik einströmende Luftmasse wird mit
"ungewöhnlich mild" etikettiert. Dazu hohe Startwerte sowie moderate
Durchmischung und schon landen wir bei 10 bis 15, im Südwesten bis zu 17,
vereinzelt (Oberrhein) vielleicht 18°C.
Der Regen an Oder und Neiße zieht am Morgen rasch nach Polen ab, dafür kann es
ganz im Süden bis Mittag noch hin und wieder leicht regnen. Ansonsten lockert
die Wolkendecke auch mal auf, vor allem im Lee der östlichen und zentralen
Mittelgebirge, aber auch im Süden. Am Nachmittag zieht dann von Benelux her eine
sehr flache stabile Welle (GÜNTER) in die Nordhälfte, die für neuen Regen sorgt.
Der Numerik scheint die Welle gewisse Rätsel aufzugeben, werden doch Intensität
und räumliche Verteilung des Niederschlags noch unterschiedlich simuliert.
Warntechnisch ist das aber kein Problem, da die Mengen zu gering. Und auch die
Version aus älteren ICON-Läufen, wonach sich die Welle zumindest halbwegs
entwickeln sollte, scheint vom Tisch. Damit bleibt auch Wind im Rahmen: An der
See und im nördlichen SH eine frische Brise aus Südwest mit Böen 7 Bft,
auflandig vereinzelt 8 Bft, Tendenz zum Abend hin abnehmend. Ansonsten nur auf
auserwählten, für gewöhnlich rasch anspringenden Höhen signifikante Böen 7-9
Bft, Brocken bis zu 10 Bft.
In der Nacht zum Dienstag zieht die Welle mit dem Regen rasch ostwärts ab. Der
Luftdruck steigt etwas an und es stellt sich leichter Zwischenhocheinfluss ein.
Im Süden steckt der Wind den Kopf zuerst in den Sand, was dort im Verbund mit
auflockernder Bewölkung eine kalte Grundschicht "light version" entstehen lässt.
Kein Luftfrost, aber Temperaturen um oder unter 5°C, dazu einige Nebelfelder. Im
Nordwesten ist es spätestens am Morgen schon wieder vorbei mit dem Zwischenhoch.
WLA und leichter Regen kündigen das nächste System vom Atlantik an, das einen
hochinteressanten Steckbrief mit sich führt. Die Rede ist von HELMUT, der sich
am Südrand des alternden FRANKs zu einem veritablen Sturmtief der Marke
Shapiro-Keyser entwickelt. Am frühen Dienstagmorgen soll das Tief mit etwas
unter 970 hPa knapp westlich der Grünen Insel aufschlagen.
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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Dienstag ... Es gilt im Großen und Ganzen das Wort zum Sonntag der heutigen
Frühübersicht. Mehr zu HELMUT und seinen Plänen, die - so viel sei an dieser
Stelle angemerkt - mit Winter nix zu tun haben, in der morgigen Frühübersicht.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die Welle, die am Montag von Benelux hereinläuft, wurde in den letzten beiden
ICON-Läufen (06/12 UTC) entschärft. Die internationale Konkurrenz war bisher
sowieso nicht an einer Verschärfung interessiert. Ansonsten ist alles
geschrieben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann