Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Dienstag, den 11.11.2025 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Anhaltende Südwestlage mit milden Temperaturen und etwas Wind an der See. Nachts
regional Frost und Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einer sich antizyklonal aufwölbenden
südwestlichen Höhenströmung. Dabei gelangt zunehmend mildere Luft aus
süwestlichen Gefilden zu uns. Diese Luftmassenzufuhr wird von einem
umfangreichen atlantischen Tiefdruckkomplex gesteuert, dessen Zentrum sich
westlich von Irland befindet. Dabei löst sich am Okklusionspunkt in den
kommenden Stunden ein neues Randtief ab, welches anschließend rasch weiter in
Richtung Norwegischer Küste zieht. Dadurch beschleunigt sich das Vorankommen der
milden Luftmasse nach Deutschland noch weiter und macht sich bereits durch
Bewölkungsab- sowie spätnachmittägliche Temperaturzunahme im äußersten Südwesten
bemerkbar. Entlang des Oberrheins wurden beispielsweise knapp 17°C erreicht.
Im Nordosten hält sich dagegen noch kompakte Bewölkung. Diese entstammt noch
einem vor kurzem nach Osten abgezogenen Höhentrog. Eine daran gekoppelte,
mittlerweile gealterte Okklusionsfront befindet sich mittlerweile über Polen.
Die vormittäglichen Niederschläge ziehen dabei nun ebenfalls ab, allerletzte
Tropfen fallen anfangs höchstens noch um das Stettiner Haff.

In der kommenden Nacht wandert die Achse des Höhenrückens bereits nach Osten. In
niedrigeren Höhenniveaus intensiviert sich dabei die südwestliche Anströmung,
während die Frontalzone mit den nordostwärts laufenden Tiefdruckgebieten
allmählich heranrückt. Damit kommt es auch zu einer Gradientzunahme des
Bodendrucks im Nordseeumfeld, die sich schließlich durch die ein oder andere
steife Böe vor allem auf den Inseln bemerkbar macht. Im Kontrast dazu steht die
Südosthälfte vor allem im Bereich Bayerns. Hier liegt weiterhin noch die
vorhergehende kühlere Luftmasse unter Hochdruckeinfluss, welche erfahrungsgemäß
auch nur spärlich ausgeräumt werden kann. Mit bodennah auf Ost drehendem Wind
bildet sich schließlich in den dortigen Niederungen erneut dichter Nebel. Am
Alpenrand wiederum klart es, wie auch generell im Südwesten, auf. Je nach
Bewölkungsgrad und Nebelneigung sinken die Temperaturen dort bis unter den
Gefrierpunkt auf etwa -1 bis -3°C.

Mittwoch ... setzt sich das ganze mehr oder weniger so fort. Das nun ehemalige
Randtief entwickelt sich weiter zu einem nun eigenständigen System mit Kern über
Mittelnorwegen und stützt zusammen mit dem weiterhin auf dem Atlantik liegenden
zentralen Tief-Komplex die kräftige WLA nach Mitteleuropa. Der Südosten liegt
weiterhin unter antizyklonalem Einfluss, während sich der Nordwesten in
Reichweite der Frontalzone befindet. Daher weht auch morgen auf den
Nordseeinseln und an der Küste wie nun auch in den Kammlagen der zentralen und
nördlichen Mittelgebirge ein frischer Südwestwind. Gleichzeitig hält sich im
Südosten der Nebel in Tal- und Muldenlagen mitunter recht zäh, beziehungsweise
löst er sich im Einzelfall auch gar nicht auf im Tagesverlauf. An der Nordsee
und im nördlichen Schleswig-Holstein bleibt es bedeckt, eventuell fallen auch
ein paar wenige Regentropfen. Sonst kommen aber vermehrt Frühlingsgefühle auf.
Bei milden Temperaturen zeigt sich vor allem in der Mitte und im Süden die Sonne
bei wohl zahlreich vorhandener WLA-bedingter Cirrus-Bewölkung.

Die Nacht zum Donnerstag ähnelt der zum Mittwoch sehr. Es bleibt weiter trocken
und oft auch klar, vor allem in Bayern bildet sich gebietsweise wieder dichter
Nebel. Bei klarem Himmel sinken die Temperaturen erneut unter den Gefrierpunkt.
An der Küste nimmt der Wind etwas ab. Allerdings sind nun auf dem Brocken
aufgrund zunehmender Scherung und Low-Level-Jet-Effekte oberhalb der vorhandenen
Inversionsgrenze Sturm-, bzw. schwere Sturmböen bis Bft 10 möglich.

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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag ... kommt der Großteil des Landes weiterhin in den Genuss der milden
Witterung. Allerdings wird dabei der Temperatur- und Druckkontrast entlang der
Frontalzone über der Nordsee kräftig verschärft. Es bildet sich ein
Viererdruckfeld aus mit Tiefzentren über Atlantik und Skandinavien sowie einer
Hochdruckbrücke von Grönland nach Südosteuropa. Mit der zunehmenden Baroklinität
kommt es zur Frontogenese im Norden Deutschlands, wo es in einem zonal
ausgerichteten Streifen zu regnen beginnt. Weitere Details dazu können der
Frühübersicht des geschätzten Kollegen Hoffmann entnommen werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Nennenswerte Modellunterschiede gibt es nicht zu diskutieren. Auch bezüglich der
sich anbahnenden Luftmassengrenze im Norden ist sich die Numerik mittlerweile
erst einmal recht einig. Unsicherheiten ergeben sich erst weiter mit Blick
Richtung Mittelfrist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
M.Sc. Felix Dietzsch