Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
Zunächst Kaltluft von Norden, ab der Nacht zum Mittwoch wieder mildere Luft.
Dabei zeitweise leichte Niederschläge und Glättegefahr. Ab Silvester nasskalt.
Vor allem an der See und im Bergland windig bis stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... befindet sich über dem nahen Atlantik und Grönland ein monumentaler
Höhenrücken, in den im Seegebiet zwischen Schottland und Island ein
abgeschlossenes Höhenhoch eingebettet ist. Dieses stützt auch ein Bodenhoch im
Raum Island (Karen-Jasmin). Über dem Nordosten Europas liegt dagegen das
kräftige Tief Roman, das Kaltluft direkt aus der Arktis über Skandinavien hinweg
zunehmend bis ins östliche Mitteleuropa lenkt und damit den schon zuvor
existierenden Langwellentrog über Osteuropa verstärkt und seine Westverlagerung
einleitet. Dieser ist auch angefüllt mit Höhenkaltluft unter -40°C in 500 hPa,
die sich über Skandinavien ausbreitet.
Die Kaltfront, die Tief Roman zu uns lenkt, erfasst zunächst den Osten des
Landes, so dass sich die thermische Frontalzone strömungsparallel in die
Nordnordwestströmung über den Nordosten Deutschlands legt. Hier setzen am Abend
in hochreichender Bewölkung auch zunehmend Niederschläge ein, die trotz dort
recht kalter Luftmasse (-6 bis -8°C in 850 hPa) meist als Regen fallen, da durch
kräftigen Nordwestwind die Luftmasse recht gut durchmischt und bodennah recht
mild ist.
Über dem Südwesten des Landes liegt hingegen noch die gealterte Luftmasse mit
der scharfen und tiefliegenden Inversion, wobei in höheren Lagen der Himmel
allgemein klar ist, während in Tieflagen teils dichter Nebel und Hochnebel
liegt. In 850 hPa werden hier noch Plusgrade erreicht. In den Regionen
dazwischen und damit in weiten Teilen Deutschlands wurde die Inversion schon
deutlich angehoben, meist über 850 hPa hinaus, so dass die Temperaturkarten
heute schon deutlich kälter aussehen. In diesen Regionen liegt ausgedehnter
Stratus und Stratocumulus, teils auch mit deutlich angehobenen Untergrenzen, so
dass darunter die Sicht oftmals recht gut ist.
Daraus kann aber hier und da geringer Niederschlag, in der Regel als Sprühregen
fallen. Dieser liefert zwar keine nennenswerte Akkumulation in den Messtöpfen,
allerdings besteht Glatteisgefahr, da in der Südhälfte Deutschlands sowie teils
auch noch in den Mittelgebirgen die Temperaturen generell unter 0°C liegen. Die
Böden sind zudem nach der jüngsten recht kalten Witterungsperiode ausgekühlt und
dementsprechend glatteisanfällig. Deswegen wurde heute prophylaktisch schon eine
weit ausgedehnte Glättewarnung ausgegeben, die bei vermehrten Meldungen von
gefrierendem Sprühregen dann gegebenenfalls auf Ocker hochgestuft werden kann.
Insbesondere im Erzgebirge und dessen Vorland wurde die flache Wolkenschicht
schon etwas stärker angehoben, dort reicht es schon für recht flächendeckende
Schneefälle.
Zuletzt noch ein Wort zum Wind: Der Gradient ist zwischen den genannten
Drucksystemen im Norden Deutschland recht stark, so dass dort der Wind recht
kräftig aus Nordwest bis Nord weht. An den Küsten kommt es zu starken, exponiert
stürmischen Böen. In den Hochlagen des Harzes und des Erzgebirges gibt es
exponiert Sturmböen.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich der Trog mit der Höhenkaltluft über dem
östlichen Mitteleuropa deutlich nach Süden aus. Massive Höhenkaltluft mit etwa
-38°C in 500 hPa streift den äußersten Osten des Landes. Die Kaltfront des Tiefs
Roman weitet sich im Nachtverlauf von Nordost nach Südwest aus und kommt bis zu
den Frühstunden in etwa bis zu einer Linie NRW- Bayern voran. Auf ihrer
Rückseite fließt wieder trockenere Luft ein und in 850 hPa geht die Temperatur
auf unter -10°C zurück.
Auf ihrer Vorderseite wird bis in den Südwesten des Landes die Stratus- und
Stratocumulusdecke deutlich angehoben, aus dieser fällt teilweise weiterhin
geringer Niederschlag. Anfangs kommt es dabei zu (oft auch gefrierendem)
Sprühregen, der ggf. wie oben schon erwähnt bei entsprechender Intensität
instantan Ocker bewarnt werden muss, zumal wir im Süden des Landes noch etwas
stärker gefrorene Böden haben. Mit weiterer Hebung der Inversion und
vorandringen der Kaltluft fällt aber zunehmend geringer Schnee. An der Kaltfront
selbst fällt anfangs im Osten des Landes noch Regen, im Nachtverlauf vor allem
von Thüringen und Sachsen bis nach Bayern etwas Schnee. Im Stau der
Mittelgebirge kann es dabei wenige Zentimeter Neuschnee geben, was mit einer
entsprechenden Schneefallwarnung gewürdigt würde. Im Flachland sind die
erwarteten Schneemengen gering, so dass diese mit der gelben
Universalglättewarnung abgedeckt sind.
Interessant wird es auch auf der Rückseite der Kaltfront. Dort reißt in der
trockenen Luft die Wolkendecke recht rasch auf, so dass es bis zum Morgen in der
Nordosthälfte meist klar wird. Durch die Ausstrahlung und die massive
Kaltluftadvektion kann trotz des Windes die Temperatur verbreitet unter den
Gefrierpunkt sinken. Je nachdem, wie schnell das geht, kann es nach den
vorangegangenen Regenfällen im Osten verschärfte Glätte geben und auch dort
könnte eine Ocker-Warnung fällig werden. Dagegen spricht aber etwas der Wind,
der die bodennahe Abkühlung etwas verzögert und die Verdunstung fördert.
Der Wind weht vor allem in der Nordosthälfte mäßig um Nordwest bis Nord und
frischt insbesondere an der Ostsee noch etwas auf. Dort kann dann etwas
verbreiteter stürmische Böen geben. Der Brocken und der Fichtelberg sind weiter
mit Sturmböen dabei. Nach Westen hin nimmt der Wind dagegen ab, so dass
insbesondere an der Nordsee der Wind nachlässt. Im Süden weht er generell
schwach.
Wie schon erwähnt liegen die Temperaturen verbreitet im Frostbereich,
ausgenommen sind lediglich Küstenabschnitte mit auflandigem Wind. Im Süden und
im höheren Bergland geht die Temperatur in den mäßigen Frostbereich zurück.
Am Dienstag ... weitet sich der Trog über dem östlichen Mitteleuropa weiter
südwärts aus, kommt aber auch etwas nach Osten voran, so dass die labile
Luftmasse mit der höhenkalten Luft im Osten nach Osten wieder das Land verlässt.
Von Nordwesten schiebt sich ein Keil des Hochdruckgebietes Karen-Jasmin nach
Süddeutschland hinein. Damit verringert sich im Westen der Gradient weiter,
nimmt auch im Südosten ab. Richtung Nordosten bleibt er aber recht kräftig.
Somit weht dort mäßiger bis frischer Wind, der an der Ostsee weiter zu steifen
bis stürmischen Böen führt, wobei der Wind in Vorpommern deutlich stärker weht
als nach Westen hin. Auch auf dem Fichtelberg ist noch zeitweise stürmisch.
Sonst weht der Wind oft nur noch schwach um West bis Nord.
Die Kaltfront kommt unter Auflösung weiter südwärts voran und die Kaltluft
flutet das ganze Land. In 850 hPa geht die Temperatur verbreitet auf -8 bis
-11°C zurück. Die Inversion wird dabei überall abgebaut, es bildet sich aber von
Westen her durch Absinken erneut eine recht stabile Schichtung in der mittleren
Troposphäre aus.
Da die einfließende Luftmasse recht trocken ist, setzen sich
Wolkenauflockerungen immer weiter nach Südwesten hin durch, so dass vielfach
länger die Sonne scheinen kann. Es sind aber auch noch einige Wolkenfelder
unterwegs. An den Alpen schneit es durch Stau noch länger, dort können insgesamt
etwa 5 bis 10 cm Neuschnee zusammenkommen. Auch am Erzgebirge sorgt der Stau
noch für etwas Geflöckel. Richtung Osten reicht auch die Labilität für die
Entstehung von Schauern, allerdings ist die Luft zu trocken für allzu viel
Niederschlag. Somit kommt es nur vereinzelt zu schwachen Schneeschauern. Auch an
der Ostsee ist die Schauertätigkeit nicht allzu stark ausgeprägt, dort ist der
Fetch zu gering um die Luftmasse bodennah ausreichend anzufeuchten.
Trotz der einfließenden arktischen Kaltluft (mA) wird es aufgrund der
Durchmischung vielerorts sogar milder als zuvor. So werden recht verbreitet bis
in den Süden wieder leichte Plusgrade erreicht, an der Nordsee sogar Höchstwerte
etwas über 5°C. In Lagen oberhalb etwa 400 bis 500 m herrscht dagegen leichter
Dauerfrost.
In der Nacht zum Mittwoch erreicht uns von Nordwesten her eine Warmfront. Diese
ist an ein Randtief gekoppelt, das über Skandinavien südwärts schwenkt. Damit
wird der Gradient nach Osten hin auseinandergezogen, verschärft sich aber von
der Nordsee her wieder. Folglich lässt der Wind an der Ostsee im Nachtverlauf
nach, an der Nordsee kommt es aber dann zunehmend zu steifen, in exponierten
Lagen stürmischen Böen um Nordwest. Auch im Norddeutschen Binnenland weht der
auf West drehende Wind oft mäßig, während im Süden noch der Hochkeil liegt,
unter dem es schwachwindig ist.
Mit der Warmfront kommen von der Nordsee her Regenfälle auf, die im Binnenland
bei teils gefrorenem Boden wieder zu Glatteis führen können. Weiter ins
Binnenland hinein gehen sie aber vielfach in Schnee über. Die
Niederschlagssummen liegen meist bei unter 2 l/m² und nehmen im Binnenland noch
ab, so dass sich von NRW bis nach Mitteldeutschland und Mecklenburg-Vorpommern
allenfalls eine ganz dünne Schneedecke bilden kann. Im Süden bleibt es noch
niederschlagsfrei. Dort klingen die letzten Schneefälle an den Alpen (ebenso wie
im Erzgebirge) rasch ab und es bleibt bis zum Morgen klar, während große Teile
des Landes wieder unter Wolken verschwinden.
Somit gibt es in der gesamten Südhälfte und im höheren Bergland verbreitet
mäßigen Frost, insbesondere von der Alb bis ins Alpenvorland auch strengen
Frost. Wo frischer Neuschnee liegt, also insbesondere an den Alpen und in den
Alpentälern, kann es auch stellenweise auf -15°C runtergehen. Im Norden gibt es
zumindest recht verbreitet leichten Frost, allerdings steigen mit
Warmluftadvektion in den Frühstunden die Temperaturen von Nordwesten her in den
Plusbereich. Frostfrei bleibt es nur in Küstengebieten mit auflandigem Wind.
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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Der Mittwoch (Silvester) ... wurde in der Frühübersicht so schön beschrieben,
dass er hier nicht noch einmal wiederholt werden soll. Neue Erkenntnisse liegen
nicht vor.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptische Lage weitgehend
übereinstimmend. Etwas größere Modellunterschiede gibt es noch bei der Stärke
und Ausdehnung der Niederschläge ab der Nacht zum Mittwoch.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann