Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
Auch am Dienstag noch mal stürmisch im Norden. Dann langsam ruhiger.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter einer kräftigen westlichen Strömung an der
Südostseite eines Sturmtiefs über der Nordsee. Es zieht unter leichter
Abschwächung im Laufe der kommenden Nacht zum Dienstag zum Oslofjord. Die
zugehörige Kaltfront hat aktuell (Montag Abend) schon den größten Teil
Deutschlands hinter sich gelassen und überquert eingangs der Nacht auch den
äußersten Südosten Richtung Österreich. Dabei wird die sehr warme, feuchte
subtropische Luft ostwärts abgedrängt und von Westen durch mäßig warme und
trockenere Luft ersetzt.
Der große Druckgradient bringt zunächst an der Kaltfront, im Bergland an der See
starken Wind und stürmische Böen oder Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen.
Der Wind lässt abends und nachts vorübergehend nach, so dass sich warnwürdige
Böen vorgehend auf die Küsten und das höheren Bergland beschränken. Im Verlauf
der Nacht frischt der Wind aber mit Übergreifen eines Troges (Boden und Höhe)
von Nordwesten wieder auf, was erneut zu steifen bis stürmischen Böen in Nord-
und Nordwestdeutschland führt, an der See und auf exponierten Berggipfeln zu
Sturmböen oder schweren Sturmböen. Geringe Wahrscheinlichkeiten (u.a. ICON D2
EPS) sind auch für orkanartige Böen auf den nordfriesischen Inseln zu finden.
Dazu gibt es im Südosten frontale Schauer und Gewitter (Sturmböen), die sich
vorübergehend an die Alpen legen und dort teilweise in mehrstündigen Starkregen
übergehen können.
Auch im Norden und Nordwesten sorgt höhenkalte Luft nahe dem Trog für weitere
Schauer und kurze Gewitter, die mit stürmischen Böen oder Sturmböen verbunden
sein können. Vor allem an der Nordsee können sich Schauerstraßen bilden, die
dann gestützt durch das warme Oberflächenwasser für mehrstündigen Starkregen gut
sein können. Starkregensignale sind für beide Schwerpunkte in den
höherauflösenden Modellen und im ICON D2 EPS zu finden.
Ansonsten bringt die Stabilisierung auch eine Wetterberuhigung.
Dienstag ... überquert das Starkwindfeld des Troges Deutschland mit Ostkurs. Das
Tief zieht unter weiterer Abschwächung nach Südschweden. Der veritable
Druckgradient wird dabei durch Druckanstieg über Frankreich und Süddeutschland
in einem sich formierenden Hochkeil aufrechterhalten.
Über der Nordhälfte treten dabei wiederholt Böen der Stärke 7 bis 8, vereinzelt
Sturmböen 9 Bft auf. An den Küsten gibt es Sturmböen bis schwere Sturmböen, am
Vormittag sind an der Nordsee auch einzelne orkanartige Böen 11 Bft möglich. Das
Windmaximum verlagert sich nachmittags zur Ostsee, wo dann exponiert einzelne
10er Böen möglich sind, da der Südwest- bis Westwind an vielen Küstenabschnitten
eher ablandig weht. Auch im höheren Bergland weht teils stürmischer Westwind mit
Orkanböen auf dem Brocken.
Der Süden wird von der Windentwicklung abgeschwächt erfasst. Hier bleibt es
wahrscheinlich bei einigen steifen bis vereinzelt stürmischen Böen in tieferen
Lagen. Beginnend im Südwesten lässt der Wind nachmittags und abends deutlicher
nach.
Dazu treten besonders über Norddeutschland Schauer und einzelne kurze Gewitter
auf, die mit Sturmböen (9 Bft) einhergehen können. Am Vormittag sind bei Passage
der Trogachse vor allem von Ostfriesland bis zur Elbmündung kräftige und
wiederholte Schauer zu erwarten, die mehrstündiges Starkregenpotential besitzen.
In der Nacht zum Mittwoch fächert der Gradient langsam stärker auf der stärkste
Wind mit warnwürdigen Böen (7-8, exp.9, Brocken 10 Bft) zieht sich an die Küsten
und ins hohe Bergland zurück.
Während es an den Küsten noch zu Schauern kommt, regnet es im Nordwesten vor der
Warmfront eines Atlantiktiefs zum Morgen leicht.
Im Süden ist auch das ein oder andere Nebelfeld zu erwarten.
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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch ... zieht ein Tief ins Seegebiet nördlich von Irland. Es schaufelt an
seiner Südostseite warme Luft nach Südosten, was das Geopotential von Süden her
steigen lässt und der Strömung in der Höhe einen stärkeren antizyklonalen
Anstrich gibt.
Im Süden verläuft eine Hochdruckzone, auch über Süddeutschland nach Osten,
während die Frontalzone sich über Norddeutschland legt. Die Warmfront des Tiefs
bringt im Nordwesten, ausgreifend bis in die westliche Mitte zeitweise leichten
Regen. Ganz im Norden bleibt es zunächst bei Schauern, die von Westen her
nachlassen, während im Süden vermehrt Sonnenschein ansteht.
Besonders an den Küsten weht kräftiger Westwind mit stürmischen Böen,
landeinwärts mit Windböen. Sonst spielt der Wind keine große Rolle mehr.
Die Unterschiede zu den Vorläufen halten sich in Grenzen.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist in groben Zügen klar. Nowcasting ist neben den Gewittern bei
möglichem Starkregen an der Nordsee und im Südosten gefragt. Sowie bei
eventuellen Anpassungen der laufenden Windwarnungen. Das sind auch die
Baustellen, die in den Details unsicher sind.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner