Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
Unbeständiger, frühwinterlicher und anfangs teils windiger Wettercharakter mit
Schnee, Dauerregen und Glatteis.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... Das neue IFS-EPS von 00-UTC sowie die Einordnung in übergeordnete
Grundmuster liefert für den heutigen Sonntag und Montag mit leichter Mehrheit
die Wetterlage Südwest zyklonal. Dies ist einem hochreichenden und großräumigen
Tiefdruckwirbel über den Britischen Inseln geschuldet. Einhergehend soll die
Strömung bei der Mehrzahl der IFS Member auf West bis Südwest drehen und etwas
mildere Atlantikluft Richtung Deutschland schieben. Aber insgesamt hat auch die
Wetterlage Trog Mitteleuropa weiter ein signifikantes Wörtchen in der
Wetterküche mitzureden. Betrachtet man den gesamten Europa- und Atlantikraum
drängt sich durchaus ein recht breiter Langwellentrog über Europa auf. Dieser
wiederum wird aber halt von besagtem Tief erneut verstärkt und nachhaltig
beeinflusst.
Für Deutschland und das anstehende Wetter wäre allerdings Südwest zyklonal wohl
das besser passende Muster. Ausgehend von dem Tief über Nordengland zieht sich
ein teils okkludierter Frontenzug über die Nordsee und Frankreich nach Westen
und wir im Verlauf mit der Strömung auch über Deutschland hinweg geführt. Auf
der Vorderseite ist die Warmfront dabei mit signifikanter WLA verbunden, die
jedoch Deutschland kaum tangiert. Aber auch die Okklusion hierzulande hat
aufgrund der nachgeführten Atlantikluft Warmfrontcharakter. Die frontogenetische
Hebung des Frontenzuges wird dabei durch etwas PVA aus der Höhe verstärkt.
Insgesamt geht die Front nur mit einem recht schmalen Niederschlagsstreifen
einher. Im westlichen NRW und dem Emsland fällt dabei recht zügig nur noch die
flüssige Phase, im Verlauf sollte etwas von der Nordsee bis zur Eifel und dem
Rothaargebirge der Regen dominieren. Im Eifelumfeld sowie südlich von Mosel und
Main fällt zunächst Schnee, der mit einfließender Luft bevorzugt in mittleren
Höhen und kleiner werdenden kalten Fuß ebenfalls in Regen übergeht. Allerdings
verläuft diese Umwandlung zum reinen flüssigen Niederschlag nur langsam und
entsprechend mit Zwischengeräuschen. Während nördlich der Mosel und westliche
von Hessen die warme Nase meist nur ein vorübergehendes Phänomen darstellt und
bei schon recht milden Temperaturen von Luft und Belag nur lokal (schattige
Höfe, Autos, frostige Gegenstände, etc.) zu verzeichnen ist. Vor allem vom
Saarland und der Pfalz bis ins südliche Mittelfranken sowie ab dem späten Abend
auch südlich der Donau könnten die Niederschläge und somit der Eisansatz auch
etwas stärker ausfallen. Dies liegt in der zunehmend schleifenden Front zu den
Alpen hin begründet. Resultierend ist in diesen Regionen auch unwetterartiges
Glatteis möglich. Anders sieht es nördlich des Mains und östlich von
Rothaargebirge sowie Weserbergland aus, wo die warme Nase kaum nennenswert ist
und durch Verdunstungsabkühlung auch noch wegreduziert wird. Entsprechend sollte
in den genannten Regionen die feste Schneephase dominieren. Aufgrund der
Wahrscheinlichkeit für das unwetterartige Glatteis wurde frühzeitig eine
Vorabinformation herausgegeben. Zudem wurde in den Bereichen mit potentieller
warmer Nase sowie kaltem Fuß schon vorab am Sonntagvormittag großräumig eine
markante Warnung vor regionalem Glatteis durch gefrierenden Regen geschaltet.
Für die nur geringen Hinweise für örtlich begrenzten gefrierenden Niederschlag
wurden gelbe Glättewarnungen als ausreichend erachtet. Die Schneephase wurde
gleichermaßen mit Warnungen für leichten Schneefall gekennzeichnet. Auf der
Vorder- und Südseite des Tiefs über den Britischen Inseln verstärkt sich auch
der Gradient und der Wind lebt auf. vor allem im Umfeld der Front sowie
orografischen Verstärkungen und an der Nordsee sind schließlich steife bis
stürmische Böen zu erwarten. Mit der milderen Luft hat es auch der Frost im
Westen und Nordwesten schwer und ist vor allem noch im Bergland zu Hause. In der
Osthälfte bleibt es dagegen verbreitet frostig, in Ostbayern und vom Erzgebirge
bis zu Oder und Neiße ist auch nochmals mäßiger Frost möglich. Durch die
schleifende Front im Süden kommt es dort auch zu stärkeren und länger
anhaltenden Niederschlägen, die bei steigender Schneefallgrenze in tiefen und
mittleren Lagen als Regen fallen. Für die Schwarzwaldregion sowie Oberschwaben
gibt es zudem Hinweise, dass die Dauerregenschwelle von 30 l/qm in 24 Stunden
gerissen wird, sodass dort eine markante Dauerregenwarnung erstellt wurde.
Montag ... siehe oben
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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Dienstag ... Für Dienstag und Mittwoch ist sich das IFS-EPS dann wieder total
einig. Alle Member weisen demnach die Wetterlage Trog Mitteleuropa aus. Diese
Entwicklung zeigt auch der deterministische Lauf des IFS und des ICON. Demnach
soll sich der Kurzwellentrog unter starker Amplifizierung und gleichzeitiger
Vergrößerung der Wellenlänge schließlich von Skandinavien bis zur Iberischen
Halbinsel und dem westlichen Mittelmeerraum erstrecken. Bodennah korreliert der
Trog mit einem Tief, was über die Nordsee und Deutschland hinweg bis in die
Balkan- und Adriaregion zieht und dabei zeitweise eine Dipolstruktur aufweist.
Spätestens nach Durchzug wird auch wieder kühlere Luft angesaugt. Dabei bleibt
bis Mittwoch der unbeständige Wettercharakter bestehen. Aufgrund der besseren
Durchmischung steigen aber die Temperaturen in tiefen Lagen an und erreichen
Höchstwerte von 0 bis 7 Grad. Entsprechend sollten die Niederschläge in tiefen
Lagen als Regen und sonst als Schnee oder Schneeregen niedergehen. Vor allem an
den Alpen und im Vorland kann es ab Dienstag auch länger schneien, am östlichen
Alpenrand auch mäßig. Nach derzeitigem Stand müsste an den Alpen eine markante
Schneewarnung erfolgen. Sonst dürfte zunächst eine gelbe Warnung vor leichtem
Schneefall ausreichen. Lokal begrenzt weisen die Modelle auch noch Signale für
leichte gefrierende Niederschläge aus, die aber meist mit einer Glättewarnung
versehen werden können. Sollten die Niederschläge vereinzelt etwas signifikanter
ausfallen, könnte im Nowcasting vorübergehend eine markante Warnung erfolgen.
Der Wind spielt keine Rolle mehr und weht in Böen nicht mehr warnwürdig. Bei den
Temperaturen müssten nachts vor allem in der Osthälfte sowie dem
Mittelgebirgsraum weiter Frostwarnungen geschaltet werden.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die großskalige Geopotential- und Luftdruckverteilung
zunächst nahezu identisch. Im Verlauf ergeben sich geringe Unterschiede in der
Zugbahn und Intensität des Tiefs sowie der Amplifizierung des Troges. Diese
machen sich am Dienstag bei der räumlichen Einordnung und Stärke der
Niederschläge bemerkbar.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel