Synoptische Übersicht Kurzfrist

ausgegeben am Montag, den 15.12.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a

Auf dem Brocken Sturmböen. Sonst keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... ist die Strömung im europäisch-atlantischen Bereich stark meridional
aufgestellt. Einem amplifizierten Trog vor den Toren Europas steht ein Höhenkeil
gegenüber, der über Osteuropa bis Lappland reicht. Derweil dringt der
Atlantiktrog unter Verkürzung seiner Wellenlänge ins Seegebiet westlich der
Iberischen Halbinsel vor. Im Gegenzug stützt Warmluftadvektion den Rücken im
Osten, der sich aber kaum bewegt und seine Achse etwa vom Ionischen Meer bis
nach Finnland behält.
Die Strömung über Deutschland nimmt langsam zu und dreht in der Höhe fast nach
Süd, bodennah auf Südwest. Die über Westeuropa eingebettete Frontalzone bildet
an einer langgestreckten Kaltfront über der westlichen Biskaya und den
Britischen Inseln Wellen aus, die ein Übergreifen nach Osten verhindern.

Die ruhige Inversionslage bleibt dabei erhalten, die feuchte Grundschicht wird
aber durch die auflebende Durchmischung so weit erodiert, dass bis zum
Nachmittag die Regionen mit Dauernebel weniger werden und wahrscheinlich nur
einige Tallagen übrigbleiben.
Auch ganz im Norden werden die tiefen Wolkenfelder (OG, wie Grundschicht im
Süden: 900 hPa) immer mehr nordwärts rausgedrückt, so dass die Sonne häufiger
zum Vorschein kommt. Vor allem vom Ruhrgebiet über die Magdeburger Börde bis
Sachsen, aber auch in großen Teilen Baden-Württembergs, scheint länger die
Sonne.

Dabei klettern die Temperaturen auf milde 7 bis 12°C, im Dauergrau teils nur
wenig über dem Gefrierpunkt.

Der Druckgradient und damit Wind gibt sich meist handzahm. Auf den Nordseeinseln
dürfte es für die ein oder andere Windböe Bft 7 aus Süd reichen, Tendenz aber
abnehmend. Der Brocken und die Alpengipfel (leichte Föhntendenz) sind dafür
häufiger mit Sturmböen (Bft 8-9) dabei. Ansonsten sind exponiert im Bergland
steife Böen möglich, in Leelagen der Mittelgebirge reicht es dazu eher noch
nicht. Am ehesten sind in Ostsachsen ein paar stärkere Böen aus SE möglich,
Stichwort: Böhmischer Wind.

In der Nacht zum Dienstag tropft der Trog nach Portugal ab. In der leicht
flatternden südlichen Höhenströmung ziehen hohe und mittelhohe Wolkenfelder
durch. Sonst ist es locker, teils gering bewölkt und in der Südosthälfte muss
bei Aufklaren mit leichtem Frost gerechnet werden. Auf den Alpengipfeln bleibt
es föhnig und vor allem in Teilen Bayerns bleibt die Nebelneigung erhöht. Die
Glättegefahr ist gering, vereinzelt Reif oder gefrierendes Nebelnässen ist
dennoch nicht ausgeschlossen.


Dienstag... tropft der Trog weiter nach Südspanien ab, das Residuum zieht über
GB Richtung Nordsee. Östlich davon hält sich der Höhenrücken mit seiner Achse
über dem Balkan bis nach Osteuropa. Bodennah stützt letzterer den hohen
Luftdruck über Mitteleuropa und den östlichen Regionen des Kontinents.

Auch über Deutschland sind die Isobaren und Isohypsen leicht antizyklonal
gekrümmt. Eine quasistationäre Front über der Nordsee und Südengland gewinnt
kaum ostwärts an Raum und beeinflusst das Bundesgebiet maximal im äußersten
Nordwesten und Westen mit Bewölkung und wenig Regen.
Präfrontal gelangt aus Süden nach wie vor sehr milden Luft nach Mitteleuropa,
die in 850 hPa zwischen +5 und +8°C bringt. Im Alpenvorland sind leichte
Überströmungseffekte der Alpen erkennbar, die in T850 um 10°C münden. Am
Alpenrand kommt schwacher Föhn auf. Der Wind spielt aber insgesamt keine große
Rolle. Neben stürmischen Böen oder Sturmböen auf exponierten Alpengipfeln sind
gerade mal in Ostsachsen bei Böhmischem Wind 7er Böen aus SE möglich.

Daraus ergeben sich niedrige einstellige Höchstwerte bei zähem Nebel oder
Hochnebel, der in Teilen Bayerns möglich ist, am Oberrhein und eventuell im
Thüringer Becken, und bis zu 12°C im Westen. Die Sonne kommt allgemein häufiger
zum Zuge bei durchziehenden lockeren Wolken.

In der Nacht zum Mittwoch kommt es außer im Westen und Nordwesten zu leichtem
Frost. Später greifen im Nordwesten die schwache, wellenden Kaltfront und ein
Bodentrog über, die dort dichtere Bewölkung aufziehen lassen.
Nach dessen Passage dreht der Wind über der Nordsee auf West, allerdings ohne
nennenswert aufzufrischen, und es regnet dabei leicht.
Bei schon präfrontal nachlassender Südwestströmung ist es sonst mit dem leichten
Anflug von Föhn auch in den Alpen vorbei. Gebietsweise bildet und verdichtet
sich der Nebel wieder, vor allem im Süden.


Mittwoch... ziehen Trog und Kaltfront unter Abschwächung über Deutschland nach
Osten. Grund sind ein Sturm über dem Atlantik, dessen Warmluftadvektion mit
steigendem Geopotential in die Rückseite des Troges ausgreift.
Deshalb zieht nur dichtere Bewölkung durch, die lediglich im Westen und Norden
wenige Tropfen Regen bringt. Auch im Südosten kann sich über den Nebel in der
feuchten Grundschicht, aus den Alpen heraus dichtere Bewölkung schieben, meist
bleibt es aber trocken.
Die Hochdruckzone über Deutschland schwächelt nur wenig und bringt vor allem vom
Südwesten bis in den Osten und Nordosten gebietsweise Auflockerungen oder
Aufheiterungen, neben einigen zähen Dunst- oder Nebelfeldern besonders in den
Mittelgebirgsregionen.
Die Temperaturen bewegen sich zwischen knapp über 0°C bei zähem Nebel und nahe
10°C mit Sonne oder Durchmischung, obwohl es damit bei geringem Gradienten meist
nicht weit her ist. Am ehesten gilt das für den Westen und Norden, wo dann doch
der Wind ab und zu auflebt. Warnrelevant wird der Südwestwind nicht.
In der Nacht zum Donnerstag nähert sich über die Nordsee die Okklusion des
Sturms bei Island. Die Gradientverschärfung führt zu steifen bis stürmischen
Böen aus Süd bis Südwest über der Nordsee. Auch die höheren Berglagen und
Leelagen im Westen erleben eine Windzunahme auf 7 bis 9 Bft (Brocken) aus Süd
bis Südwest.

Ansonsten hält sich die Hochdruckzone mit Grundschichtwetter. Gebietsweise
verdichtet sich Nebel und es tritt vor allem im Südosten leichter Frost auf, der
ansonsten wegen vorlaufender Bewölkung seltener wird.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist seitens der Basisfelder unstrittig. Die Details bleiben
unsicher. Auf Warnungen für Wind- und Sturmböen in den Alpen und Leelagen wird
zunächst verzichtet. Die Lage kann im Tagesverlauf neu bewertet werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner