Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
Im Nordwesten schwacher Tiefdruckeinfluss, an der Nordsee und auf Bergen windig,
sonst Fortdauer des ruhigen, meist milden Hochdruckwetters.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
----------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem umfangreichen Langwellentrog über
dem Nordostatlantik und einem blockierenden Rücken über Osteuropa in einer
zunächst noch flauen west-südwestlichen Höhenströmung. Ein darin eingelagertes,
kurzwelliges Trogresiduum schwenkt über Deutschland ostwärts, wird im Umfeld
aufkommender WLA aber zugeschüttet. Während sich die daran gekoppelte, schwache
Kaltfront über dem Norden und Nordwesten Deutschlands ebenfalls auflöst,
erreicht das zunehmend okkludierende Frontensystem des hochreichenden Sturmtiefs
mit Kern südlich von Island morgens bereits die Deutsche Bucht.
Der leicht zyklonale Einschlag (auflösende Kaltfront, aufkommende WLA und sich
annäherndes Frontensystem) bringt dem Norden und Nordwesten mehrschichtige
Bewölkung und vereinzelt etwas Regen (vor allem eingangs der Nacht und dann
wieder gegen Morgen von der Nordsee her). Dies dämpft den Temperaturrückgang in
der ohnehin milden Meeresluft, sodass die Tiefsttemperaturen meist bei 9 bis 5
°C liegen.
Im übrigen Land bleibt der Einfluss des Hochs mit Schwerpunkt über Südosteuropa
wetterbestimmend. Die tiefe Stratusdecke, die sich tagsüber in Teilen des Südens
und im Luv der zentralen Mittelgebirge gehalten hat, dehnt sich tendenziell
wieder etwas aus, gebietsweise bildet sich auch dichter Nebel. Die
feucht-gesättigte Grundschicht wird in der Mitte teils bis 800 hPa gehoben, im
Süden liegt die Obergrenze eher bei 950 hPa, sodass dort die Hochlagen aus der
Nebeldecke herausragen. Auch an den Nordrändern besonders der östlichen
Mittelgebirge ist es mitunter klar. Frost stellt sich vornehmlich südöstlich
einer Linie Südschwarzwald-Vogtland ein, sonst liegen die Tiefstwerte bei 4 bis
0 °C.
Mit Annäherung des Frontensystems verschärft sich über der Nordwesthälfte der
Gradient. Das macht sich in der stabilen Schichtung aber ausschließlich an der
Nordsee sowie in Hoch- und einigen Leelagen der westlichen und zentralen
Mittelgebirge ab der zweiten Nachthälfte bemerkbar (Bft 7, in Kammlagen Bft 8,
Brocken Bft 9-10).
Donnerstag ... verlagert sich das langsam abschwächende hochreichende
Zentraltief südlich Island kaum, der zugehörige Trog erreicht unter Verkürzung
seiner Wellenlänge die Britischen Inseln. Vorderseitig eines markanten
kurzwelligen Anteils bildet sich eine kleine Frontalwelle, die zur südlichen
Nordsee zieht. Dadurch wird die Front zurückgehalten und streift den äußersten
Nordwesten mit dichter, hochreichender Bewölkung und etwas Regen lediglich.
Das übrige Land verbleibt im Einflussbereich der umfangreichen Hochdruckzone mit
Schwerpunkt über Südosteuropa, die durch den sich wieder regenerierenden und
über Osteuropa wieder weit nach Norden reichenden, blockierenden Rücken gestützt
wird. Die tiefliegende Stratusdecke hält sich im windschwachen Süden und
Südosten in Flussniederungen wieder hartnäckig und teils ganztags, ansonsten
sorgt der Wind für bessere Durchmischung und forciert Entrainment trockener
Luft, sodass sich der Hochnebel besser auflösen kann als am Vortag. Lediglich in
den Luvlagen der zentralen Mittelgebirge gestaltet sich die Auflösung schwierig.
Apropos Wind: Der weht vornehmlich in Hoch- und Leelagen der Mittelgebirge in
Böen steif (Bft 7), in Kammlagen stürmisch (Bft 8), auf dem Brocken gibt es
schwere Sturmböen (Bft 10). An der Nordsee fächert der Gradient mit Annäherung
der Frontalwelle dagegen auf und der Wind lässt vorübergehend etwas nach.
Die mit der Südwestströmung herangeführte milde Meeresluft setzt sich bevorzugt
in mittleren Lagen und Leelagen sowie im Nordwesten und Norden recht effektiv
bis zum Boden durch (Maxima zwischen 9 und 14 °C), ansonsten bleibt es etwas
kühler (5 bis 9 °C), im Dauernebel werden nur Werte um 3 °C erreicht.
In der Nacht zum Freitag erreicht der Trog die Nordsee, die vorgelagerte
Frontalwelle zieht nach Südskandinavien. Die Kaltfront erreicht in der zweiten
Nachthälfte mit leichtem Regen den Westen und Nordwesten. Die vorlaufende
mehrschichtige Bewölkung kommt bis zur Mitte voran und verhindert dort meist
Bildung bzw. Ausbreitung von Nebel und Hochnebel.
Im Süden und Osten setzt sich das Hochdruckwetter mit Grenzschichtphänomenen
fort. Während es im Osten oft klar ist, breitet sich in den süddeutschen
Niederungen wieder Hochnebel aus, vor allem im Südosten ist erneut dichter Nebel
möglich.
Der Gradient zieht an der Nordsee mit Durchschwenken der Frontalwelle und
Kaltfront wieder an, sodass mit steifen bis stürmischen Böen zu rechnen ist (Bft
7-8). Auch die Hoch- und Leelagen der Mittelgebirge sind von den Böen weiterhin
betroffen, auf dem Brocken sind vorübergehend einzelne orkanartige Böen nicht
ausgeschlossen.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 10 und 2 °C, im Süden und Südosten stellen
sich wieder gebietsweise leichter Frost bis -4 °C ein.
----------------------------------------------------------------
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag ... ergeben sich keine nennenswerten Änderungen zur Frühübersicht. Die
Kaltfront gerät ins Schleifen und kommt noch bis zur Mitte voran, die
Niederschläge sind aber schwach und nicht warnwürdig. Im Süden und Südosten
setzt sich das ruhige, zu Nebel und Hochnebel neigende Hochdruckwetter mit
leichten Nachtfrösten fort. Der Gradient fächert auf, sodass der an der Nordsee
sowie in Hoch- und Leelagen anfangs in Böen steife bis stürmische Wind
nachlässt.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Keine prognoserelevanten Modellunterschiede.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser Sturm