Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
Trotz Trogvorderseite nur wenig Wetter. In weiten Landesteilen eher das
klassisch-gradientarme, wenig schlagzeilenträchtige Grundschichtgedöns.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... versprüht die Wetterlage bei uns nicht gerade den winterlichen
Glanz, den man ob des heutigen meteorologischen Winteranfangs vielleicht
erwarten, erhoffen oder sonst was könnte. Nun liebe Leute, beim Wetter kann man
alles oder nichts erwarten, nur sollte man sich dabei nicht unbedingt an den
gegebenen Jahreszeiten orientieren. Et kütt wie et kütt heißt es im Rheinischen
Grundgesetzt und nicht anders sieht´s beim Wetter aus. Was wir da in den
nächsten Tagen zu erwarten haben, nun gut, sagen wir mal so: Es gab schon
interessantere Lagen.
Zur aktuellen Situation, die zwar schon seit geraumer Zeit von Luftdruckfall
geprägt ist, aber trotzdem noch ganz im Zeichen des Zwischenhochs BRISCA steht.
Zwar wandert die Gute mit ihrem regionalen Druckmaximum von etwas über 1020 hPa
in den nächsten Stunden in Richtung Balkan. Der nachfolgende, das Bodenhoch
stützende Höhenkeil ist aber noch potent genug, um faktisch vorhandene Attacken
atlantischer Tiefdruckgebiete weitgehend auf Distanz zu halten. Einzig der
Westen und Nordwesten wird von den Ausläufern des zentralsteuernden Sturmtiefs
AXEL mit 970-hPa-Kernisobare rund 600 km südlich von Island tangiert. Das
zugehörige, zunehmend okkludierende Frontensystem (die flache Welle an der KF
mausert sich zu einem kleinen Teiltief (BJÖRN), das um Mitternacht etwa bei den
Pentlands aufschlägt und im Weiteren Kap Svinöy im Westen Südnorwegens
ansteuert), rückt langsam aber sicher dichter an den Vorhersageraum heran und
sorgt von SH bis hinunter in die Eifelregion für zeitweiligen leichten Regen
oder Nieselregen. Glättetechnisch ist das größtenteils kein Problem, einzig in
einigen Kältelöchern der westlichen Mittelgebirge könnte es vereinzelt und
kurzzeitig mal glatt werden - vorausgesetzt, die Gegenstrahlung der zuvor
aufziehenden Bewölkung und/oder etwas Wind haben nicht vorher schon dem ohnehin
nur zart in Erscheinung tretenden Frost den Stecker gezogen.
Im größten Teil der Nation verläuft die Nacht ruhig und vergleichsweise
unspektakulär, wobei Grenzschichtprozesse den Ton angeben. Heißt im Klartext,
entweder gering bewölkt (Cirren) oder klar auf der einen oder hochnebelartig
bedeckt bzw. neblig auf der anderen Seite. Vor allem im Süden wird sich die
tiefe Bewölkung vom Tage kaum auflösen, sondern tendenziell eher noch ein Stück
gen Norden ausweiten. Dort, wo es stark bewölkt bis bedeckt bleibt, bleibt auch
der Tagesgang der Temperatur flach, was vielfach positive Nachttemperaturen zur
Folge hat. Ansonsten muss aber mit 0°C oder leichtem Frost gerechnet werden,
wobei es vereinzelt glatt werden kann durch gefrierende Nässe oder Reif.
Wäre abschließend nur noch der Wind zu erwähnen, der insbesondere auf und an der
Nordsee, bedingt auch an der westlichen Ostsee prominent unterwegs ist. In
Zahlen bedeutet das Böen 7 Bft, an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste
auch 8 Bft, exponiert bis 9 Bft aus ziemlich glatt Süd. Im Binnenland
beschränken sich warnwürdige Böen im Wesentlichen auf exponierte Hochlagen,
wobei der Brocken mit 8-9 Bft einmal mehr den Vogel abschießt. Und auch die
Leelagen der westlichen Mittelgebirge - typisch bei ausreichend südlicher
Anströmung und stabiler Schichtung - springen mit der ein oder anderen steifen
Böe 7 Bft an.
Dienstag ... macht das zentralsteuernde Tief AXEL etwas Boden nach Osten gut,
wobei es sich zusehends auffüllt. Am Ende des Tages ist dicht vor den Hebriden
nur noch eine 990-hPa-Kernisobare übrig. Teiltief BJÖRN intensiviert sich
hingegen auf seinem Weg in die Norwegische See, was für uns aber nur von
akademischem Interesse ist. Relevanter ist die zugehörige teilokkludierte
Kaltfront, die südwest-nordost-exponiert etwas landeinwärts vorankommt. Dabei
markiert sie die unmittelbare Vorderseite eines veritablen Potenzialtrogs über
dem nahen Atlantik respektive Westeuropa. Aufgrund der Blockadewirkung einer
kräftigen und hochreichenden Antizyklone über Russland ist der Trog gezwungen,
seine Wellenlänge zu verkürzen und sich nach Süden auszuweiten, was den Verdacht
einer in Kürze anstehenden Abtropfung nährt.
Wie auch immer, der Westen und Nordwesten kann sich morgen auf ´ne Menge Gewölk
einstellen, aus der es zwischen Nordsee/SH und RP hin und wieder etwas regnet.
Am meisten Regen fällt im Südstau der westlichen Mittelgebirge, wo bis zum Abend
5 bis 8, lokal bis zu 10 l/m² zusammenkommen können. Im großen Rest des
Vorhersageraums bleibt es trocken, auch wenn vom Zwischenhoch im Bodendruckfeld
bei uns nichts mehr übrig ist. Dafür ist Verlass auf den o.e. Hochkeil, der
quasi als Vorhut des blockierenden Russlandhochs Kärrnerarbeit gegen die
atlantischen Übergriffsversuche leistet und uns ganz nebenbei noch einige
Portionen frühdezemberlichen Sonnenscheins zukommen lässt. Vor allem die
Regionen nord-nordöstlich von Erzgebirge, Thüringer Wald und Harz, die
alpennahen Gebiete und die Landstriche um den Schwarzwald und die Schwäbische
Alb herum dürfen sich auf mehrere Stunden, z.T. sogar ganztägigen Sonnenschein
freuen. Ansonsten kann es aber bei schwachem Gradienten und entsprechend wenig
Wind gebietsweise ganztägig bedeckt oder neblig trüb bleiben.
Apropos Wind, der baut im Zuge markanter Gradientaufweichung kontinuierlich ab,
so dass ab dem Nachmittag wohl keine Warnungen mehr vonnöten sein werden. Die
Temperaturen: in der Westhälfte meist zwischen 5 und 10°C, sonst wenig über dem
Gefrierpunkt bei Dauergrau und bis zu 6 oder 7°C bei Dauerblau.
In der Nacht zum Mittwoch macht die Amplifizierung des Potenzialtrogs weitere
Fortschritte, wodurch die schwache, im Westen mäßige Höhenströmung auf fast
glatt Süd rückdreht. Mit der Konsequenz, dass sich die Bodenfront tendenziell
geringfügig nach Westen zurückzieht. Zwischen Eifel und Deutscher Bucht/SH fällt
weiterhin gebietsweise etwas Regen oder Nieselregen.
Im großen Rest des Landes dominieren weiterhin Grundschichtprozesse, auch wenn
über Tschechien ein kleines Höhentief auftaucht, das aber keinen spürbaren
Impact entfacht. Heißt also einmal mehr teils gering bewölkt oder klar, teils
bedeckt durch Hochnebel oder neblig. Dort, wo es tagsüber schon dicht war (also
jetzt nicht im Sinne von Alkoholkonsum) und sich nachts nichts ändert, bleibt
die Temperaturkurve flach. MOS scheint hinsichtlich der Frostprognose zu
aggressiv, zumindest gebietsweise sind positive Tiefstwerte wahrscheinlich und
synoptisch absolut nachvollziehbar. Dort allerdings, wo es in der SO-Hälfte
aufgeht bzw. offenbleibt, muss mit leichtem Frost zwischen 0 und -5°C gerechnet
werden.
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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch ... Die Felder des 12-UTC-Laufs von ICON decken sich weitgehend mit den
Prognosen der jüngsten Vorläufer. Der heutigen Frühübersicht kann an dieser
Stelle also nichts Substanzielles hinzugefügt werden.
Modellvergleich und -einschätzung
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Wie eigentlich immer bei vergleichbaren Lagen konzentrieren sich die
Modellunschärfen im Wesentlichen auf die Grenzschichtphysik und deren
Auswirkungen. Gerade die MOS-Verfahren weisen in den Gebieten mit Dauergrau
einen leicht negativen Bias bei der Prognose der nächtlichen Tiefsttemperatur
auf.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann