Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
BRISCA und AXEL eröffnen den Dezember - unspektakulärer, an der Nordsee sehr
windiger Wochenstart.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... ist das Nordseetief ZENOBIO dabei, vom Seegebiet Fisher in den
Skagerrak einzubiegen. Der gute ZENOBIO hat sich schon sehr weit in die obere
Troposphäre hineingebohrt, so dass es nicht weiter verwundert, dass er sich
bereits im Auffüllmodus befindet. Das Auffüllen wird sich noch beschleunigen,
wenn das Tief im Laufe der Nacht in Südschweden onshore geht und stärkere
Reibungsprozesse einsetzen. Angesichts dieser Entwicklung ist es nur zu logisch,
dass sich der kurzzeitig auf West drehende Wind auf und an der Nordsee
vorübergehend abschwächt, bevor er am Montag wieder ein bis zwei Schippen
drauflegt.
Ansonsten gilt es zu konstatieren, dass die zugehörige Kaltfront inzwischen den
Südosten des Vorhersageraums erreicht hat, den sie bis zum Frühstück aber auch
bereits wieder verlassen haben wird. Noch immer ist die Front schleifend mit
Anacharakter unterwegs, wodurch ein Großteil des Regens auf der kalten Seite
fällt. Über der kalten Seite befindet sich auch der begleitende, mittlerweile
recht scharf geschnittene Höhentrog (mit kleiner Radarlinie in der Mitte im
Achsbereich). Hierbei handelt es sich um das Residuum eines inzwischen in
Richtung Südwesteuropa erfolgten Cut-Offs. Für Hebung ist also gesorgt und so
kommt es im Süden und Osten zu Regenfällen, die sich bis zum Morgen - abgesehen
von lokalem Restniesel insbesondere im ostbayerischen Mittelgebirgsraum - an die
Alpen respektive ins südliche Vorland zurückziehen. Die Schneefallgrenze sinkt
im Schwarzwald und in den Alpen z.T. bis auf 800 m ab. Oberhalb 1000 m können
bis Montag früh 1 bis 5 cm Neuschnee zusammenkommen, in Staulagen vereinzelt
auch etwas mehr. Darüber hinaus gilt es den Alpenrand sowie das östliche Bayern
im Hinblick auf potenzielles Glatteis nicht ganz aus den Augen zu verlieren.
Zwar steckt weder irgendwo nennenswert Frost im Boden (meist überhaupt keiner)
und auch negative Luft- bzw. Belagstemperaturen sind wegen der Gegenstrahlung
durch die reinziehenden Wolken eher selten bzw. befinden sich aktuell im
Aufwärtstrend. Trotzdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass es ganz
kleinräumig und auch nur kurzzeitig mal glatt werden kann. Im größten Teil des
Südens und Südostens dürfte es aufgrund der positiven Temperaturen keine
Probleme mit Glätte geben.
Glatt werden kann es hingegen - und das durchaus etwas verbreiteter - auf der
Frontrückseite in der einfließenden erwärmten Meeresluft subpolaren Ursprungs
(mPs), die unter Druckanstieg gelangt. T850 geht zurück auf Werte um -3°C, aber
auch in Bodennähe sowie in den unteren Luftschichten ist eine Abkühlung auf nahe
0°C oder gar etwas darunter durchaus möglich. Auflockernde Bewölkung (wenn auch
z.Zt. noch schwerfällig) bei gleichzeitig windschwachen Bedingungen fördern die
langwellige Ausstrahlung. Und da Straßen und Wege durch die vorherigen
Regenfälle noch nicht überall abgetrocknet sind, besteht die Gefahr gefrierender
Nässe, was mit einer recht großräumigen, aber keinesfalls unberechtigten
Glättewarnung gewürdigt wurde (das Auflockern ist räumlich nicht immer zu 100%
prognostisch aufzulösen, weshalb eine gewisse FAR bewusst in Kauf genommen
wird). Unproblematisch in puncto Glätte sollte es im Norden und Osten bleiben,
da entweder zu mild oder schon abgetrocknet oder beides.
Hier und da bildet sich Nebel, wenn er es nicht bereits schon getan hat.
Montag ... stellt sich in weiten Landesteilen leichter Zwischenhocheinfluss ein.
Aus dem Bodenkeil, der sich in der Nacht von Frankreich bis nach Süddeutschland
vorgeschoben hat, löst sich eine eigenständige 1020-hPa-Parzelle (BRISCA). Zwar
wandert BRISCA über Österreich und Tschechien zügig ostwärts aus. Da sich aber
rückseitig ein südwest-nordost-exponierter Rücken über Deutschland legt, der für
Absinken sorgt, kann vor allem in der Nordhälfte sowie im Südwesten teils
längere Zeit die Sonne scheinen.
Weniger erwartungsvoll in Sachen solarer Direktstrahlung sollte man dem Montag
im Süden und Südosten entgegenblicken. Zwar ist die Kaltfront nicht mehr auf der
Wetterkarte zu finden und es stehen auch keine großartigen Niederschläge mehr
auf der Karte. Dafür hält sich aber äußerst zäh tiefe, teils hochnebelartige
Bewölkung (vereinzelt mit Nieselregen), die sich in gradientarmem Gelände ohne
Wind kaum auflösen wird. Und auch der Blick in den Westen und Nordwesten darf
uns nicht verloren gehen. Dort braut sich die nächste zyklonale Attacke
zusammen, ausgehend von einem sehr umfangreichen Sturmtief namens AXEL. Zur
Mittagszeit befindet sich AXEL mit etwas unter 965 hPa im Kern rund 700 km
südlich von Island mit Kurs Ost-Nordost. Ausgestattet ist das Sturmtief mit
einem vollständigen Frontensatz bestehend aus Warmfront, Kaltfront und
Okklusion. An der Kaltfront läuft ein flache Welle ab, die sogar getauft wurde
(BJÖRN), auch wenn sie für uns am Ende nur mittelbar von Bedeutung ist.
Konzentrieren müssen wir uns am Montag auf die Warmfront, die um 12 UTC
Westfrankreich sicher erreicht und Benelux noch nicht ganz erreicht hat.
Vorlaufende WLA lässt mehrschichtige Bewölkung auf den Westen und Nordwesten
übergreifen, aus der es am Spätnachmittag und Abend zwischen Nordfries- und
Emsland, vielleicht auch am Niederrhein leicht anfängt zu regnen oder nieseln.
Was fehlt noch? - Wind und Temperatur. In der frischen Meeresluft reicht es
maximal für 3 bis 8°C, was für einen ersten Dezember traditionell eher als mild
zu bezeichnen ist. In den höchsten Lagen der Mittelgebirge liegt die
Höchsttemperatur um oder etwas unter 0°C. Windtechnisch rückt einmal mehr die
Deutsche Bucht in den Fokus, wo vorderseitig des Kollegen AXEL der Gradient
anzieht und dabei eine flotten Südwind kreiert. Für Niedersachsen bedeutet das
weitgehend ablandige Bedingungen, so dass am ehesten die Ostfriesischen Inseln
einige 7er-Böen abbekommen. Schleswig-Holstein wird "besser" angeschnitten, was
dort an der Küste vermehrt Böen 7 Bft, vor allem auf den Inseln und den Halligen
auch einzelne 8 Bft zur Folge hat. Ansonsten könnte der Wind im Lee der
westlichen Mittelgebirge mal soweit aufmucken, dass die ein oder andere steife
Böe 7 Bft dabei herausspringt.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Rücken langsam ostwärts, was uns
mehr und mehr auf die Vorderseite des breiten, zum Sturmtief korrespondierenden
Potenzialtrogs bringt. Dessen Frontensystem rückt ebenfalls näher an den
Vorhersageraum heran, trotzdem will der Regen im Westen und Nordwesten nicht so
richtig weiter landeinwärts vorankommen. Hauptgrund dürfte das Austeilen,
sprich, das Rückdrehen der südwestlichen Höhenströmung sein, ausgelöst durch die
Verkürzung der Wellenlänge des Troges.
Ansonsten präsentiert sich die Nacht aufgelockert oder gering bewölkt (Cirren),
teils aber auch hochnebelartig bedeckt (vor allem Süden/Südosten, bedingt Mitte)
oder eben neblig. Im Süden und Osten sowie in der gesamten Mitte besteht
Frostgefahr, es sei denn, die zähe Bewölkung vom Tage löst sich auch nachts
nicht auf, was gebietsweise passieren wird. An der Nordsee bleibt es windig bis
stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Dienstag ... gelten die Ausführungen der Frühübersicht.
Modellvergleich und -einschätzung
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Der Prosa des Haupttextes ist nichts hinzuzufügen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann