Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
Im Norden anfangs windig. Ansonsten zunehmender Hochdruckeinfluss und ruhiges
und mildes Wetter.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich ausgehend von einem Höhenhoch über der Adria ein
Rücken über das östliche Mitteleuropa. Hier ist allerdings kein Bodenhoch zu
finden, vielmehr findet sich östlich des Urals ein kräftiges Hoch. Ebenso findet
sich über dem gesamten südeuropäischen Raum ein umfangreiches aber recht flaches
Hoch, das direkten Anschluss an das Azorenhoch besitzt. Ein Kurzwellentrog
findet sich dagegen aktuell über der Nordsee. Dieser stellt das Residuum eines
Langwellentroges dar, welcher westlich der Iberischen Halbinsel bis nach Marokko
abgetropft ist. Vorderseitig dieses Kurzwellentroges liegt die Kaltfront des
Sturmtiefs Helmut (int. Bram) quer über Deutschland auf einer Linie von der
Niederlausitz bis zur Pfalz. Diese Kaltfront tritt thermisch kaum in Erscheinung
und trennt eine über Deutschland leicht ausgekühlte subtropische Luftmasse (xSp)
von einer erwärmten Polarluft (mPs). Immerhin liefert der Trog noch ein paar
Hebungsimpulse, so dass es im Frontbereich leicht regnet. Die Hauptleistung der
Front ist es aber, uns eine Luftmasse mit 10°C-Taupunkten hereinzuschieben, mit
der wir uns dann in der Folgezeit vergnügen dürfen. Rückseitig der Front ist
demnach die Bewölkung dicht, während vorderseitig teils noch klarer Himmel
herrscht, in Donaunähe teils aber auch dichter Nebel.
Der Druckgradient wird aber Deutschland von Süd nach Nord sukzessive stärker, so
dass der Südwestwind im Süden nur recht schwach weht, im Norden dagegen mäßig
bis frisch und es von Nordfriesland bis ins nördliche Schleswig-Holstein hinein
einige steife Böen geben kann. Auch auf dem Brocken ist eine Mütze nützlicher
als ein Regenschirm - dort sorgt die niedertroposphärisch recht kräftige
Westströmung für stürmische Böen.
In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Kurzwellentrog über Deutschland hinweg
ostwärts. Damit bekommt auch die Kaltfront, die zuvor recht lustlos in der
Südwestströmung geschliffen hatte, nochmal etwas Schub und zieht in etwa bis zu
einer Linie Bodensee-Niederbayern durch. Dabei gerät sie aber im Laufe der Nacht
auf die Rückseite des Troges, so dass der Hebungsantrieb verloren geht. Während
also in der ersten Nachthälfte von Baden-Württemberg bis Sachsen meist
wenigstens noch 1 bis 2 l/m² Regen herausfallen, sind es weiter nach Südosten
hin nur noch wenige Tropfen.
Unmittelbar an den Alpen und in Südostbayern kommt die Kaltfront bis zum Morgen
nicht an, so dass an den Alpen zwar zunehmend hohe Wolkenfelder aufziehen, es
zuvor in der noch trockeneren Luft aber noch recht gut abkühlen kann, so dass in
den Alpentälern leichter Frost auftreten kann. In Südostbayern, insbesondere in
den Niederungen der Donau und deren Nebelflüssen, kann sich der Nebel vor Aufzug
der Front wieder ausbreiten, teils mit sehr schlechten Sichten. Vermutlich wird
auch der Aufzug der Kaltfront (mit höheren Taupunkten in Bodennähe!) daran
nichts ändern können.
Auch rückseitig der Kaltfront ist in der feuchtmilden Luftmasse mit
Auflockerungen kaum zu rechnen. Meist bleibt es aber niederschlagsfrei. Im
Nachtverlauf weitet sich das Hoch von Süden her bis weiter in die Mitte
Deutschlands aus, so dass die Südhälfte in den Bereich eines sehr schwachen
Gradienten gerät und dementsprechend der Wind einschläft. Leichte
Gradientzunahme ergibt sich dagegen im Norden, so dass insbesondere in einigen
exponierten Ostseelagen (vor allem vom Darß bis Kap Arkona) der Wind noch etwas
zulegt und erste steife Böen auftreten können. Auch von den Nordfriesischen
Inseln bis zur Flensburger Förde bleibt es bei einigen steifen Böen. Auf dem
Brocken legt der Wind noch etwas zu und in der Nacht kommt es vielfach zu
Sturmböen.
Die Tiefstwerte der Nacht liegen in den meisten Landesteilen bei 9 bis 5°C, im
Süden wird es etwas kühler, der etwaige Frost wurde ja schon angesprochen.
Am Donnerstag ... vollzieht sich im Seegebiet südwestlich von Island eine rapide
Zyklogenese - von Mittwochabend bis Donnerstagabend fällt der Kerndruck von 980
auf unter 940 hPa. Auf der Vorderseite dieses Tiefs kommt es zu kräftiger
Warmluftadvektion, so dass sich im Nordseebereich ein kräftiger Höhenrücken
aufwölbt, der zunehmend auch auf Deutschland übergreifen kann, da der Trog nach
Osten abzieht. Gleichzeitig greift auf der Rückseite des Tiefs ein
Langwellentrog weiter nach Süden aus.
Bei uns lässt die Geopotentialzunahme auch im Norden Deutschlands den Bodendruck
allmählich steigen, so dass das Bodenhoch sich bis zur Nordsee ausweitet. Über
Südosteuropa bildet sich ein etwas klarer definiertes Hochdruckzentrum. Mit der
Ausweitung des Hochs kommt es an der Ostsee zunächst noch zu einer leichten
Gradientzunahme und damit auch zu einer Zunahme des Windes, so dass die steifen
Böen vom Darß bis nach Rügen noch etwas häufiger werden. Von der Nordsee her
nimmt aber im Tagesverlauf der Wind ab, was am Abend auch an der Ostsee der Fall
ist. Auch auf dem Brocken ist eine Windabnahme zu erwarten.
Die Kaltfront über dem Süden verliert am Vormittag im Alpenvorland ihre letzten
Tropfen und ist dann nicht mehr auszumachen. Von Südwesten kommt zudem
niedertroposphärisch schon wieder mehr Warmluft zu uns, so dass in 850 hPa meist
4 bis 6°C erreicht werden und sich um 900 hPa meist eine Inversion ausbildet. In
der feuchten Luftmasse sollten sich überwiegend tiefe Wolken halten, davon
ausgenommen ist das Alpengebiet und einige Regionen in der Mitte, wo sich die
Wolken auflockern sollen. In den Alpen wird es allerdings nicht mehr so sonnig
wie bisher, weil sich mittelhohe und hohe Wolken über den Himmel schieben.
Die Temperaturen sind weiterhin alles andere als winterlich, gehen allerdings
bei nachlassendem Wind und schlechterer Durchmischung etwas zurück. Somit liegen
die Höchstwerte meist bei 8 bis 12°C, etwas kühler bleibt es noch in den
Donauniederungen, wo aktuell schon bodennah kältere Luft liegt.
In der Nacht zum Freitag erreicht der Höhenrücken Deutschland, auch das
Bodenhoch mit Schwerpunkt über dem Balkan weitet sich über Deutschland noch
einmal aus. Der schwache Wind dreht dabei meist auf südliche Richtungen.
Mit etwas Warmluftadvektion und einem schwachen Kurzwellentrog im Südwesten
zieht dort hochreichende Bewölkung auf, aus der ganz im Westen auch etwas Regen
fallen kann. Ansonsten dominieren die Grenzschichtprozesse, das heißt unter den
teilweise durchziehenden hohen Wolkenfeldern liegt meist flacher Stratus oder
Stratocumulus. Allerdings simulieren die Modelle unisono, dass es regional auch
Auflockerungen in der tiefen Bewölkung geben kann.
Dem trägt auch das MOSMIX Rechnung, indem es in Teilen der Mitte leichten Frost
simuliert, meist dürften aber Tiefstwerte von 5 bis 2°C realistisch sein. Auf
der Warnkarte dürfte gebietsweise Nebel auftauchen, ansonsten ist es für die
Jahreszeit äußerst ruhig.
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Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Über den Freitag ... müssen keine großen Worte geschrieben werden. Dieser wurde
in der Frühübersicht hinreichend beschrieben.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle weisen keine prognoserelevanten Unterschiede auf.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann