Synoptische Übersicht Mittelfrist

ausgegeben am Dienstag, den 14.10.2025 um 10.30 UTC



Zunächst noch meist ruhiges Hochdruckwetter, am Wochenende teils
Nachtfrostgefahr. Ab Montag deutlich unbeständiger, windiger und wieder milder.

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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.10.2025


Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Freitag wölbt sich ein Rücken in
einem Bogen ausgehend von den Kanaren über die Britischen Inseln bis nach
Grönland auf. Dieses Bollwerk hält schon seit einer gefühlten Ewigkeit, nun aber
ist - so viel sei schon einmal verraten - sein Ende in Sichtweite. Flankiert
wird der Rücken von einem Höhentief westlich der Britischen Inseln und einem
Langwellentrog über Nord-/Nordosteuropa. An der Westflanke des Troges läuft ein
markanter Kurzwellentrog ab, der bereits über Südskandinavien beginnt,
abzutropfen und am Wochenende südost-/ostwärts nach Osteuropa abzieht.

Im Vorfeld des Kurzwellentroges zieht am Boden eine Kaltfront südwärts, an der
sich ein Randtief über der Ostsee entwickelt, das sich im weiteren Verlauf
verstärkt und über Polen/das Baltikum ebenfalls südost-/ostwärts zieht. Die
Kaltfront greift im Laufe des Freitags auf den Nordosten Deutschlands über und
kommt am Samstag bis in den Süden voran. Wirklich wetteraktiv ist sie aufgrund
des weiterhin anhaltenden Hochdruckeinflusses zwar nicht, bringt aber doch einen
Schwall polarer Meeresluft mit sich (T850 sinkt im Nordosten auf -3 Grad, im
Südwesten liegt sie bei +3 Grad). Rückseitig der Front besteht im Norden in der
Nacht zum Samstag bei Aufklaren in der Folge lokal die Gefahr vor leichtem
Frost. Was allerdings etwas dagegen spricht, ist der Wind. Denn dieser frischt
auf der Rückseite des Bodentiefs deutlich auf. An der Ostsee sind am Freitag
steife, vereinzelt vielleicht sogar stürmische Böen zu erwarten. Nachdem der
Wind im Laufe des Samstags wieder nachlässt, dürfte der leichte Frost in der
Nacht zum Sonntag ein deutlich prominenteres Thema werden und zwar vor allem in
der Nordosthälfte.

Blicken wir zurück auf den Atlantik. Dort kommt das Höhentief weiter nach Osten
Richtung Britische Inseln voran, wodurch der Rücken langsam aber sich
durchbrochen wird. Das Residuum des Rückens verlagert sich am Wochenende über
unsere Köpfe hinweg, wodurch wir auf die Vorderseite des Höhentiefs gelangen.
Auch das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt mehr und mehr südostwärts,
sodass wir am Sonntag bereits auf dessen Westflanke liegen. Im Zusammenspiel mit
einem atlantischen Bodentief, das am Sonntag die Britischen Inseln erreicht und
dann quasi senkrecht unter unserem Höhentief liegt, dreht die Strömung
spätestens am Sonntag über die gesamte Troposphäre hinweg auf Südwest bis Süd.
T850 reagiert prompt darauf und steigt bis Sonntagabend im Südwesten auf stolze
10 Grad, im Nordosten immerhin auf Werte um 5 Grad an. An den Alpen wird es
vorübergehend föhnig.

Zum Wochenstart rückt uns das hochreichende Tief über den Britischen Inseln
immer mehr auf die Pelle. Wie das im Detail aussieht ist noch unsicher, was auch
der Blick auf die Konsistenz verrät. Was dagegen sicher ist, ist, dass uns ab
Montag eine stark tiefdruckgeprägte Witterung ins Haus steht. Immer wieder
werden Regenfälle über uns hinweg gesteuert und zumindest in der ein oder
anderen Weststaulage der Gebirge würde es nicht gänzlich überraschen, wenn es
mal für Dauerregen reichen sollte. Dazu wird es auch wieder spürbar windiger, im
höheren Bergland zeitweise vielleicht sogar stürmisch und es bleibt mild. Daran
ändert sich auch in der erweiterten Mittelfrist nichts Wesentliches.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00-UTC-IFS-Laufs kann, was die großräumigen
Strömungsmuster angehen, als gut bezeichnet werden. Demnach findet die zumeist
ruhige und niederschlagsarme Hochdrucklage zum Wochenstart ihr Ende.
Tiefdruckgebiete übernehmen mit ihren Ausläufern dann bis auf Weiteres das
Wettergeschehen. In der Folge wird es deutlich nasser und zeitweise auch
windiger. Es bleibt allerdings recht mild. Unterschiede gibt es naturgemäß im
Detail, sei es die genaue Niederschlagsentwicklung ab Montag, sei es die Tief-
und damit auch die Windentwicklung über der Ostsee am Freitag oder das
Vorankommen der Kaltfront am Freitag und Samstag.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Für den Vergleich mit anderen Globalmodellen (ICON, GFS, UK10) gilt Ähnliches
wie für die Konsistenz: Im Großen und Ganzen erzählen die Modelle dieselbe
Geschichte wie IFS, im Detail gibt es dann aber eben noch ein paar Fragezeichen.
ICON ähnelt dabei stark der IFS-Lösung. GFS hat das hochreichende atlantische
allerdings schon am Sonntag viel weiter nördlich platziert. Am Montag soll es
sogar in einem Trog über dem Nordmeer aufgehen. Wir würden uns in der Folge
unter einer straffen westlichen Strömung befinden (anstatt zunächst Süd/Südwest
vorderseitig des Höhentiefs). Damit würden auch die frontalen Niederschläge erst
am Dienstag von Nordwesten auf uns übergreifen. UK10 verfolgt eine
Zwischenlösung zwischen ICON/IFS und GFS, was das (Höhen-)Tief angeht, tendiert
aber eher zu ICON/IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte bestätigen die beschriebene
Lösung des IFS-Hauptlaufs mit einem bemerkenswert geringen Spread! Erst Richtung
erweiterte Mittelfrist (Dienstag/Mittwoch) geht die Memberschar etwas
auseinander (unterschiedliche Behandlung des heranrückenden, hochreichenden
Tiefs).

Auch bei der Clusteranalyse herrscht recht große Einigkeit, was "unser" Wetter
betrifft. Für den Zeitraum von Sonntag bis Dienstag stehen gerade einmal zwei
Cluster zur Verfügung (C1 mit 30, C2 mit 21 Membern, inkl. Haupt- und
Kontrolllauf), die nahezu durchweg dem Regime "Atlantischer Rücken" zugeordnet
werden.
Für die erweiterte Mittelfrist von Mittwoch bis Freitag wird sogar nur noch ein
Cluster angeboten (Übergang von NAO- zu NAO+).

FAZIT: Die grobe Wetterentwicklung scheint in trockenen (beziehungsweise ab
Montag besser nassen) Tüchern zu sein. Sowohl IFS-intern als auch im Vergleich
zur externen "Konkurrenz" wird das ruhige Hochdruckwetter voraussichtlich am
Sonntag seine Abschiedsvorstellung geben. Ab Montag kocht dann bis auf Weiteres
tiefer Luftdruck in unserer Wetterküche. Es wird deutlich unbeständiger und
windiger, aber auch wieder milder. Die am Wochenende zumindest teilweise
vorhandene Nachtfrostgefahr ist damit in der neuen Woche auch schon wieder vom
Tisch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Markante Wettererscheinungen sind zunächst Mangelware. Ob es am Freitag an
exponierten Abschnitten der Ostseeküste sowie vielleicht sogar auf Sylt für
einzelne stürmische Böen (Bft 8) reicht, ist noch ziemlich unsicher.

Deutlich wahrscheinlicher ist dagegen, dass es ab Montag mit dem Wind "aufwärts"
geht. In Hochlagen der Mittelgebirge und an exponierten Abschnitten der Nordsee
würde die ein oder andere stürmische Böe (Bft 8), auf den Alpengipfel
föhnbedingt auch eine Sturmböe (Bft 9) nicht überraschen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz