Synoptische Übersicht Mittelfrist
Synoptische Übersicht Mittelfrist
ausgegeben am Freitag, den 02.05.2025 um 10.30 UTC
Im Süden wechselhaft, sonst nur einzelne Schauer. Überwiegend mäßig warm, in den
Nächten im Norden regional leichter Frost in Bodennähe.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 09.05.2025
Die Entwicklung während dieser Mittelfrist
und wohl auch weit darüber hinaus
wird weiterhin durch den "nachhallenden" Einfluss der abebbenden plötzlichen
Erwärmung in der Stratosphäre bzw. der finalen Erwärmung gesteuert und es
scheint nun die zeitliche Spanne des eigentlichen "impacts" zu sein, wenigstens,
wenn man die Anomalien des Geopotenzials betrachtet (gemittelt in der Fläche
nördlich von 60 Grad Nord). Allerdings fällt der "impact" natürlich deutlich
abgeschwächter aus, als zur winterlichen Zeit. Dennoch forciert diese
Entwicklung beständig positive Geopotenzialanomalien im Bereich von Grönland
bzw. über dem Nordostatlantik, was uns in Mitteleuropa weiterhin vom
Nordatlantik abkoppelt. Bei der NAO erkennt man das periodische Auf und Ab des
"dripping paint effects", wobei nun womöglich zum Abschluss nochmal eine
Aufweitung der Wellenlänge in Form einer länger anhaltenden neutralen/leicht
negativen NAO nicht ausgeschlossen ist. Innerhalb der wöchentlichen
Anomalievorhersagen des 500 hPa Geopotenzials werden positive Abweichungen im
Bereich des nordöstlichen Atlantiks bis weit in den Mai mitgeführt, wenngleich
die Amplitude sukzessive abgebaut wird.
Weitere Einflüsse ergeben sich momentan keine mit keiner klar definierten MJO
und einer beständig negativen globalen Impulsbilanz. Zusammengefasst scheint nun
der dominante Einfluss der Entwicklung in der Stratosphäre mit anhaltender
Blockierung in entsprechenden Sektoren bevorzustehen. Dies sorgt für eine
fortwährende Abkopplung von der Westdrift. Das "Gerangel" zwischen nördlicher
und südlicher Anströmung dauert an mit einem Vorteil der nördlichen Komponente.
Inwieweit von Süden mal wärmere/labiler geschichtete Luftmassen nach Deutschland
schwappen ist auch abhängig von der Druckgeometrie im Bodendruck (z.B. inwieweit
wiederholt Abtropfprozesse vor Westeuropa gestützt werden, die als Gegenspieler
zur nördlichen Anströmung gesehen werden können).
Somit verläuft diese Mittelfrist
recht unspektakulär mit einer dominierenden
nördlichen Anströmung unter eher hohem Bodendruck/Geopotenzial, wenngleich
Fronten in abgeschwächter Form auf Deutschland übergreifen und auch
Abtropfprozesse über dem Mittelmeer für Nass am Alpenrand gut sind. Da diese
Konstellation bis weit in den Mai andauert, nimmt das Thema "Trockenheit" in
weiten Teilen Deutschlands wieder/weiter zu. Inwieweit cut-offs vor Westeuropa
einen Erwärmungstrend und auch mal wieder Gewitteroptionen bringen (jenseits der
Mittelfrist
) ist noch sehr unsicher.
Zum Beginn der Mittelfrist
am Montag, den 05.05.25 zeigt sich bereits klar, wer
auf der Regenseite in dieser Mittelfrist
liegen wird - der Süden von
Deutschland.
Dabei dominiert am Montag, wie auch den Rest der Mittelfrist
, durchweg hohes
Geopotential/Bodendruck über Nordwesteuropa, während sich ein Langwellentrog von
Skandinavien südwärts und im Bereich Mitteleuropas südwestwärts gen
Südfrankreich erstreckt. Eine sich im südlichen Trogresiduum vom nördlichen
zentralen Mittelmeer bis nach Osteuropa erstreckende wellende Luftmassengrenze
weist besonders über Norditalien eine rege Bodentiefdruckaktivität auf, sodass
kräftige Aufgleitniederschläge über die Alpen bis nach Süddeutschland ausgreifen
und dort bis in etwa zur Donau für einen verregneten Tag sorgen. Erst in der
Nacht zum Dienstag ziehen sich die Niederschläge südwärts zurück und büßen
insgesamt an Intensität ein. 24 std. Niederschlagsmengen liegen im Umfeld der
Donau bei 4 bis 8 l/qm, strichweise auch um 10 l/qm und steigen im Alpenvorland
auf 10 bis 20 l/qm an. Hier und da ist auch um 30 l/qm Niederschlag nicht
ausgeschlossen, was die Orografie, aber auch ggf. eingelagerte konvektive
Elemente forcieren dürften.
Nördlich der zentralen Mittelgebirge verläuft der Start in die Mittelfrist
deutlich freundlicher mit einem klassischen Tagesgang aufbrechender
Stratusbewölkung, die sich zu seichter Konvektion umwandelt, die wiederum zum
Abend teilweise in sich zusammenfällt. Abgesehen von einzelnen schwachen
Schauern bleibt es meist trocken. Die Nacht zum Dienstag verläuft zunächst meist
klar und trocken, bevor von Nordwesten im Verlauf der Nacht dichte Bewölkung
aufzieht. Diese kündigt das Nahen einer teilokkludierten Kaltfront an, die mit
etwas Niederschlag ausgangs der Nacht auf den äußersten Norden übergreift.
Am Dienstag ziehen sich die Niederschläge und dichte Bewölkung an den direkten
Alpenrand zurück mit dort unbedeutenden Mengen.
Derweilen kommt die Kaltfront tagsüber unter fortwährender Abschwächung bis zur
nördlichen zentralen Mittelgebirgsschwelle voran, bringt aber außer einem
Streifen dichter Bewölkung mit einzelnen Schauern nicht viel an Wetter. Abseits
der Front verläuft der Tag meist freundlich und trocken.
Das gilt auch für die Nacht zum Mittwoch. Meist klar und trocken, entlang der
nördlichen zentralen Mittelgebirge im Bereich der sich auflösenden Front und
auch am direkten Alpenrand dichte Wolkenfelder und lokal ein Schauer.
Mittwoch bis Freitag lassen sich recht knapp zusammenfassen. Dank einer
anhaltenden Blockierung über Nordwesteuropa wird in einer überwiegend nördlichen
Anströmung wiederholt Feuchte in Form ausgedehnter Wolkenfelder nach Deutschland
geführt, die sich auf dem Weg nach Süden/Südwesten immer weiter abschwächt bzw.
auflöst. Dabei sind einzelne Schauer möglich, deren Schwerpunkte aber momentan
noch nicht genau zu erfassen sind und innerhalb der Numerik auch stark
schwanken. Die Mengen sind aber nur lokal erwähnenswert, vielerorts bleibt es
auch trocken. Bei der zu erwartenden Sonnenscheindauer überwiegt ein insgesamt
freundlicher, regional teils auch ein sonniger Gesamteindruck, wenngleich es
auch Regionen geben wird, wo sich die Sonne für längere Zeit hinter den Wolken
versteckt (z.B. in Staulagen). Alles in allem ein eher inhomogenes Bild der
Bewölkungsverteilung, sodass es noch keinen Sinn macht ins Detail zu gehen.
Am Alpenrand dominiert hingegen dichte Bewölkung und immer wieder kommt es zu
leichten Regenfällen oder Schauern, ausgelöst von der anhaltenden
Tiefdruckaktivität über Norditalien. EZ zeigt recht flächige und bis zur Donau
ausgreifende Niederschläge, während andere Modell deutlich zurückhaltender mit
dieser Entwicklung agieren. Warnrelevante Mengen werden aber keine erwartet,
nach GFS/UK10 z.B. bleibt es teils auch längere Zeit trocken.
Was bei solch einer recht statischen Lage wenig verwundert ist die zu erwartende
recht einheitliche Temperaturprognose. Die Maxima liegen innerhalb der Statistik
bei 13 bis 19 Grad, wobei es im Dauerregen lokal auch mal etwas kälter, bei mehr
Sonnenschein auch mal etwas über 20 Grad geben kann.
Erwähnenswerter sind die Minima, die meist zwischen 8 und 2 Grad liegen, lokal
aber bei mehr Aufklaren besonders im Nordosten auch mal tiefer absacken können.
Im Nordosten ist somit lokal auch mal Luftfrost um 0 Grad nicht ausgeschlossen
und allgemein gilt im Norden bei längerem Aufklaren, dass leichter Frost in
Bodennähe auftreten kann. Dies gilt für alle Nächte dieser Mittelfrist
.
Der Wind kommt ohne größere Bedeutung mal mehr aus Nord, mal mehr aus Nordost,
frischt im Norden zeitweise mal etwas stärker auf und auch im Hochschwarzwald
sind einzelne Bft 7 Böen aus Nordost nicht ausgeschlossen. Ansonsten fällt
dieser Parameter in dieser Mittelfrist
kaum auf.
Und für die erweiterte Mittelfrist
? Wenig Änderung, vielleicht von Südwesten
etwas milder, was aber von optionalen Abtropfprozessen vor der Biskaya abhängt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Mittelfrist
wird insgesamt gut erfasst, wenngleich die Numerik zum Ende der
Woche stärker streut mit Blick auf die Lage der dominanten Druckzentren. Da sich
aber keine signifikanten Sprünge von Lauf zu Lauf ergeben oder Änderungen des
synoptischen Ablaufs zu erkennen sind, sollten sich diese Unsicherheiten nur auf
Detailfragen auswirken (Dauer/Schwerpunkte von Niederschlägen, Sonnenanteile,
Schauerschwerpunkte etc.). Insgesamt wird es im Süden ein wechselhafter
Abschnitt werden, anfangs auch mal mit länger anhaltenden Regenfällen, während
sonst hoher Bodendruck dominiert und Fronten nur in abgeschwächter Form nach
Deutschland gelangen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Beim Blick auf die internationale Numerik ergeben sich keine anderen
Erkenntnisse. Insgesamt eine gute Performance mit naturgemäß zunehmender
Streuung zum Ende der Mittelfrist
. Deutschland liegt meist zwischen den Stühlen
und somit in einem wettertechnisch wenig spannenden Umfeld.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Cluster heben die blockierungsfreudige Mittelfrist
eindrucksvoll hervor.
Zum Beginn (Montag) zeigen drei Cluster ein einheitliches klimat. Regime
(Blockierung über dem Atlantik) mit einem kräftigen Keil über Nordwesteuropa.
Stromab wird ein beständiger und umfangreicher Langwellentrog gezeigt. Dieser
weist jedoch zwei Schwerpunkte auf (Skandinavien und Südfrankreich), sodass
Deutschland zwischen jeglichen Stühlen liegt.
Daran ändert sich bis Donnerstag wenig, wenngleich in den angebotenen zwei
Clustern das Regime auf "Blockierung" wechselt. Die großskaligen Wellen bleiben
liegen und wir dazwischen.
In der Folge nimmt die Anzahl der Cluster zwar zu, alle Lösungen heben jedoch
eine Blockierung hervor mit einem Schwerpunkt über dem Nordostatlantik. Es
scheint also zu dauern, bis wir aus diesem Grundmuster wieder ausbrechen und
hebt auch hervor, dass nun der eigentliche Einfluss der plötzlichen Erwärmung in
der Stratosphäre/der finalen Erwärmung zu erwarten ist. Auch im
Zeit-Längendiagramm des IFS-ENS wird dieser stehende Wellenzug bis weit in den
Mai gezeigt mit nur gelegentlichen zonalen Verschiebungen aus der Synoptik
heraus.
Die Ensembledaten aus ausgewählten Regionen Deutschlands heben diese
eingefahrene Wetterlage ebenfalls gut hervor. Einer zögernden Erwärmung am Tag
steht in den Nächten je nach Bewölkung ein ausgeprägtes Wellental gegenüber, im
Norden auch mit leichtem Frost in Bodennähe. Dabei treten in weiten Bereichen
Deutschlands nur geringe Niederschlagsmengen auf - häufig bleibt es auch
durchweg trocken. Ausnahme ist der äußerste Süden, der von reger
Tiefdruckaktivität über Norditalien profitiert.
Wind spielt keine Rolle und der Kontrolllauf ist in allen Rauchfahnen akzeptabel
in die Memberschar eingebettet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Signifikante Wettererscheinungen stehen kaum auf dem Programm. Der Regen am
Alpenrand sollte am Montag etwas im Auge behalten werden, ob es regional für
markante Mengen reicht. Danach sieht es aber momentan nicht aus.
Ansonsten (zwar nicht signifikant, der Jahreszeit entsprechend aber sicherlich
erwähnenswert) besteht im gesamten Norden regional die Gefahr von leichtem Frost
in Bodennähe. Das gilt für alle Nächte.
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Basis für Mittelfrist
vorhersage
GEFS, IFS-ENS, IFS und MOSMIX mit Anpassungen
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy