Synoptische Übersicht Kurzfrist
SCHLAGZEILE:
Unbeständig mit Schauern, ganz vereinzelt kurze Gewitter. Im höheren Bergland,
in Schauernähe, am Dienstag auch im Nordseeumfeld Böen Bft 7 bis 8. Auf
exponierten Gipfeln (schwere) Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland knapp vorderseitig eines Höhentroges, der von den
Britischen Inseln bis nach Südfrankreich reicht. Er korrespondiert im
Bodendruckfeld mit dem umfangreichen Tief IRAWAN, das zwei Kerne aufweist, zum
einen über dem Norden Schottlands bzw. den Hebriden und zum anderen im Großraum
London, jeweils mit einem Kerndruck knapp unter 985 hPa. Die zugehörige
Okklusion hat bereits am Vormittag auf den Westen übergegriffen und verläuft
aktuell von Schleswig-Holstein südwärts bis in das östliche BaWü. Sie kam heute
tagsüber nur sehr zögerlich ostwärts voran, mit dem weiter ostwärts Schwenken
des Höhentroges und Übergreifen auf das Vorhersagegebiet bekommt sie aber eine
gewisse Schubkomponente und hat so den Osten Deutschlands bis Dienstagfrüh
weitgehend ostwärts überquert. Über dem Süden gerät sie allerdings ins
Schleifen, sodass die Regionen etwa von der Oberpfalz bis zum Südschwarzwald
noch präfrontal verbleiben.
Im Frontbereich und knapp präfrontal fällt etwas Regen, mangels Hebung liegen
die 12-stündigen Mengen meist zwischen 1 und 3 mm, im Stau einiger Mittelgebirge
können auch bis 10 mm fallen.
Mit Übergreifen des Höhentroges und Advektion höhenkalter Luft hat die
Schichtung postfrontal labilisiert und es kommt zu Schauern oder schauerartigem
Regen. Im Westen ist auch etwas CAPE vorhanden, sodass vor allem eingangs der
Nacht im Westen einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen sind. Durch die dann
bessere Durchmischung, ausreichend Scherung und Höhenwinden bis 40 Knoten kann
es in Verbindung mit kräftigeren Schauern und Gewittern zu Böen Bft 7 bis 8
kommen. Diese treten aber sehr lokal auf, sodass sie im Vorhinein schwer zu
bewarnen sein werden. Bei wiederholten Schauern sind vor allem im Westen und
Südwesten auch mal Regenmengen zwischen 5 und 15 mm in 12 Stunden möglich, sonst
sind ebenfalls meist nur wenige Millimeter zu erwarten.
Auch abseits der Schauer spielt der Wind eine Rolle, denn am Rande des Tiefs ist
der Druckgradient leicht erhöht und verschärft sich noch mit Annäherung eines
Bodentroges im Laufe der Nacht vor allem in Nordseenähe. So kommt es in höheren
Lagen der Mittelgebirge zu Böen Bft 7 bis 8 aus Südost bis Südwest, in
exponierten Gipfellagen (Brocken, Feldberg/Schwarzwald) sind auch Sturmböen oder
schwere Sturmböen Bft 9 bis 10 möglich. An der See überwiegt zunächst noch
ablandiger Wind, sodass sich warnwürdige Böen zunächst noch auf die offene
Nordsee ggfs. auch Sylt beschränken.
Die Nacht verläuft im Westen und Nordwesten relativ mild bei Tiefstwerten
zwischen 13 und 9 Grad, sonst sind bei teils aufgelockerter Bewölkung und noch
windschwächeren Verhältnissen Tiefstwerte zwischen 9 und 5 Grad zu erwarten.
Dienstag ... schwenkt der Höhentrog ost-/nordostwärts über Deutschland hinweg.
Der südliche Kern des Bodentiefs IRAWAN füllt sich auf und der resultierende
Bodentrog schwenkt vom Nordwesten weiter über die Deutsche Bucht hinweg Richtung
Skagerrak. So kommt es an der Nordsee zu starken bis stürmischen Böen, wobei der
Wind von Südost auf Südwest dreht. Im höheren Bergland nimmt der Wind sogar noch
ein wenig zu, sodass auf dem Brocken am späten Vormittag vorübergehend auch
orkanartige Böen Bft 11 möglich sind. Von der Eifel bis nach Westniedersachsen
zeigt insbesondere ICON-D2 EPS mit Durchschwenken des Bodentroges erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 7. Nach Durchschwenken des Bodentroges nimmt
der Wind am Nachmittag und Abend vor allem im Landesinneren rasch wieder ab.
Sonst bleibt der Wind vor allem in Schauernähe weiterhin Thema. Denn mit
Durchschwenken des Troges treten vor allem in der Nordhälfte häufig Schauer auf.
Für Gewitter reicht die Labilität voraussichtlich nicht aus (T500 hPa um -21
Grad, T850 hPa um +5 Grad). ICON-D2 zeigt diesbezüglich auch keine Signale. In
Verbindung mit Schauern sind dann weiter Böen Bft 7 möglich, vor allem am
Vormittag im Nordwesten vereinzelt auch Böen Bft 8.
Die über dem Süden schleifende Front kommt durch eine Wellenbildung über
Frankreich wieder etwas nordwärts voran, sodass es auch von RLP und dem Saarland
bis nach Nordbayern etwas regnet. Auch präfrontal kommt über dem Süden etwas
Regen auf, der teils konvektiven Charakter annimmt. Mitunter ist in der leicht
labilen Luftmasse auch ein einzelnes Gewitter nicht ausgeschlossen.
Insgesamt fallen die 12-stündigen Regenmengen aber gering aus und liegen meist
zwischen 1 und 5 mm.
Dazwischen gibt es etwa von der Eifel über Hessen bis nach Sachsen und
Südbrandenburg einen Bereich, in dem sich die Schauertätigkeit sehr in Grenzen
hält, oft bleibt es sogar trocken. Vor allem nach Osten zu (Lausitz,
Erzgebirgsvorland) kann sich auch häufiger die Sonne durchsetzen.
Bei Höchstwerten zwischen 13 und lokal 18 Grad bleibt es für die Jahreszeit
mild.
In der Nacht zum Mittwoch zieht der o.e. Trog ab. Ihm folgt von Benelux ein
weiterer Kurzwellentrog, der schließlich über den Norden und die Mitte des
Landes hinweg ostwärts schwenkt. Dadurch bleibt die Schaueraktivität in der
Nordhälfte zunächst aufrecht, lässt aber in der zweiten Nachthälfte rückseitig
der Trogachse deutlich nach. Die Mengen bleiben mit maximal 2 mm eher gering.
Die schleifende Front wird langsam Richtung Alpen gedrückt, sodass es auch über
dem Süden gebietsweise etwas regnen kann.
Der Druckgradient fächert weiter auf und der Wind lässt weiter nach. In
exponierten Kamm- und Gipfellagen gibt es aber noch stürmische Böen, auf dem
Brocken auch Sturmböen. Auch auf einigen Nordseeinseln gibt es noch Böen Bft 7
aus Südwest. Die Temperatur geht auf Werte um 11 Grad im Nordwesten und Norden
zurück, sonst auf 9 bis 5 Grad.
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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch ... können die Ausführungen der Frühübersicht weitgehend beibehalten
werden. Allerdings werden die Frontalwelle bzw. das Randtief mit dem neuen Lauf
beispielsweise für Mittwoch 12 UTC nun ein wenig weiter südlich und immerhin 4
hPa schwächer gerechnet. Die südlichere Zugbahn wird in der Nacht zum Donnerstag
im Vergleich zu den Vorläufen noch deutlicher.
An der weiteren Entwicklung Richtung Donnerstag hin zu einem Sturmtief hat sich
aber nichts geändert, wenngleich die Modellunterschiede immer noch groß sind.
Ausgangs der Nacht zum Donnerstag liegt das Sturmtief schließlich nach ICON mit
einem Kerndruck knapp unter 976 hPa im Bereich des Seegebietes Thames, nach IFS
(knapp unter 982 hPa, noch 00 UTC Lauf) über Nordbelgien, bei GFS (knapp unter
984 hPa, 06 UTC Lauf) nördlich der Eifel und bei UK10 (ebenfalls noch 00 UTC
Lauf) über dem Seegebiet südliches Humber und einem Kerndruck von knapp unter
968 hPa. Auch wenn die Entwicklung des Tiefs erst zum Donnerstag hin für uns
richtig interessant wird, dürfte der Wind ausgangs der Nacht in der Westhälfte
bereits zunehmen, vornehmlich zunächst in höheren Lagen (Ausnahme GFS) mit Böen
Bft 7 bis 8, exponiert 9.
Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich Dienstag wir die Entwicklung der Wetterlage weitgehend
übereinstimmend prognostiziert. Am Mittwoch werden die Unterschiede vor allem
hinsichtlich der anstehenden Sturmtiefentwicklung deutlicher. Sie wurden bereits
im Text erwähnt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger